Horologium

The World is not Enough

(Neuropa Records 2007) 6 Tracks

Die polnische Formation Horologium hat in den letzten Jahren einen recht guten Ruf im Darkambient- und Neoklassik-Undergound erlangt. Im Zentrum der atmosphärischen Kollagen und Kompositionen stand stets ein mythisch- oder Mystischer Kontext, etwa auf der Split-CD mit Artefaktum ("Sangreal").

Die neue CD "Fire Sermon" ist ansprechend gestaltet: Im Stil der 20er Jahre-Esoterik finden sich hier kosmologische Modelle auf mattem Kartonpapier, die mit den eher experimentellen Orchestralcollagen eine inspirierende Symbiose eingehen. Man orientiert sich offenbar an Kmponisten der Neuen Musik (Bartok, Penderecki), um diese sperrigen Elemente immer wieder in ambiente Passagen münden zu lassen. Eine interessante Strategie, die einen enig verbrauchten Sound erzeugt. Über all dem schwebt die Philosophie Friedrich Nietzsches, die nach einer kurzen Pause im 5. der 6 lange Tracks noch verbal konkretisiert wird. Hier hören wir dabei allerdings die zittrige Stimme des britischen Nationalanachristen Troy Southgate, der bereits als Sänger der Gruppe HERR den apokalyptischen Underground unterwandert hat und von erstaunlich großen Teilen freudig empfangen wird. Da es hier offensichtlich nicht um musikalisches Ausnahmetalent geht, ist zu befürchten, dass sich der Mann vor allem aus weltanschaulichen Gründen etablieren konnte. Von daher ist es enttäuschend, ihn nun auch bei einem hoffnungsvollen und vielschichtigen Projekt wie Horologium entdecken zu müssen.

Als musikalisches Werk kann "Fire Sermon" nämlich voll überzeugen und weist genügend Ambivalentzstrukturen auf, um auch Neoklassik-Skeptiker zu faszinieren. Ein wahrhaft irritierendes Werk.

Ivan Kostor

infos: www.neuropa.be

01. The Great Contempt
02. Beyond Self
03. Rope Over The Abyss
04. Away
05. Thus I Spake
06. Dionizos

Designed by Nikolay Saveliev
Mastering by Henrik Nordvargr Björkk
First press: 300 copies