Holy Orange The Black Noise Akubi Object s/t (Cathedral Music Group 2012) Wenn man sich in den später 1980er Jahren in der Mainzer Musikszene bewegte, musste man früher oder später der Band Holy Orange begegnen. Nicht, dass sie durch ein prägnantes Album bekannt gewesen wären - es kursierten lediglich zwei Tapes -, doch live war die Band dafür bekannt, dass ihre Songs irgendwie nach "She's in Parties" von Bauhaus klangen, und das war für Mainz wirklich nicht schlecht. Ich sah Holy Orange 1989 auf einem Cry for Happyness-Festival im KUZ und war durchaus beeindruckt. Danach verschwand Holy Orange aus meiner Sicht. 2012 besuchte ich in Frankfurt einen Auftritt von Frank the Baptist, einer deutsch-amerikanischen Gothrockband. Doch wer stand da auf der Bühne, als ich den Raum betrat? Holy Orange. Nun, fast ein Vierteljahrhundert älter. Aber noch immer mit überzeugender Peter-Murphy-Stimme, sägenden Gitarren und treibenden Beats. True Eighties. Wie groß war die Freude, als ich erfuhr, dass man nach so langer Zeit nicht nur endlich die alten Songs auf ein Album pressen wollte, sondern dass dieses zudem beim aufstrebenden Berliner Label Cathedral erscheinen sollte. Und "The Black Noise" hat sie alle, die längst vergessen geglaubten Livekracher: "Morella", "Sister Candy", "The Fading Girl". Was ich von dumpfen Tapes kannte, erklingt nun in kraftvollem Gothrocksound, wehmütig wie einst, energetisch wie stets. Ein schönes Album, auf das die Welt wirklich irgendwie gewartet hat. Nun ja, ein Teil davon zumindest... Bauhaus meets Psychedelic Rock, Postpunk und Joy Division. Das findet man heute nicht an jeder Ecke. Und die gereiften Herren bringen es voll... Etwas experimenteller präsentiert sich die Deathrock-Formation Akubi Object aus Kalifornien. Die Band nahm um 1996 nur eine EP auf und begleitete ansonsten Deathrock-Legenden wie Rozz Williams, Evo O und Gitane Demone. Doch auch hier blieben einige Songs bejharrlich Erinnerung, und wer die genannten MusikerInnen schätzt, wird bei Akubi Object seine wahre Freude haben: Der betont schräge Gesang erinnert an Rozz Williams in seiner schönsten Christian-Death-Phase, und die pulsierenden rituellen Beats beschwören den Ritualrock von Mephisto Waltz und Southern Death Cult. Ungewöhnlich sind die sägenden Synth-Klänge, die Gary Numan entlehnt sein mögen, in der Kombination mit suizidalem Rock jedoch eine ganz eigene Qualität erreichen. Wie gesagt: Sperriger als Holy Orange, doch nach mehrmaligem Hören erstaunlich unterhaltsam, hat Cathedral auch mit dieser (fast) Erstveröffentlichung von Akubi Object ein gutes Gespür bewiesen und sprich vor allem mitgereifte Musikfans an, die noch wissen, wer Deathride 69 oder die Superheroines waren... Marcus Stiglegger
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