Der weite Ritt
5 / 5 Sterne
Darsteller: Peter Fonda Robert Pratten Severn Darden
Verna Bloom Warren Oates
Regie: Peter Fonda
Drehbuch: Alan Sharp
Kamera: Vilmos Zsigmond
Musik: Bruce Langhorne
Land: USA
Hersteller: Koch Media Deutschland GmbH
Sprache: Deutsch 2.0 Stereo Englisch 2.0 Stereo
Format: 16:9
Originaltitel: The Hired Hand
Untertitel: Keine
Label: Koch Media Home Entertainment
Spieldauer: 01:27:00
Produktionsjahr: 1971
Bonus: Audiokommentar von P. Fonda, Doku "The Return of The Hired
Hand", Einführung von M. Scorsese, Deleted Scenes, Trailer,
TV- u. Radiospots
Eine der schönsten unerwarteten Überraschungen des diesjährigen DVD-Marktes bietet Koch Media mit einer edel aufgemachten Doppel-DVD-Box des New Hollywood-Klassikers THE HIRED HAND/DER WEITE RITT. Peter Fondas Western-Variante der EASY RIDER-Thematik war in den 1980er Jahren als VHS-Cassette verfügbar und ging zweifellos unter in der Medienwelt - doch das könnte sich nun ändern. Passend zum Stil des Films kann man die orangefarbene Box mit Silberprägung durchaus als Eye-Catcher bezeichnen.
In einer prägnanten Vorrede merkt Martin Scorsese an, dieser Film, der einst als Abnti-Western rezipiert worden wei, wirke heute eher wie ein großes, klassisches Exempel des Genres. Das könnte der Schlüssel zu einer Neuentdeckung sein: Abentuerer Harry (Peter Fonda) verließ einst seine Familie, um dem Ruf des Westens zu folgen, doch traumatische Erfahrungen mit korrupten Gunslingern und dem Tod eines Freundes bringen ihn wieder zurück zu Frau und Tochter, wo er von da an wie ein Tagelöhner lebt. - Durch sein Vagabundenleben entfremdet, blüht das zweisame Glück nur langsam wieder zwischen den Eheleuten auf. Eines Tages erhält Harry eine blutige Botschaft: Den Finger seines Freundes (Warren Oates), der von den Gunslingern als Geisel gehalten wird. Um seine Vergangenheit endlich zu beschließen, verlässt er seine wiedergewonnene Familie erneut, nur um in einem blutigen Inferno zu enden.
Obwohl der Film eine stilistische Nähe zu den existenzialistischen Western von Monte Hellman aufweist, liegt seine eigentliche Qualität eher in den traumartigen Collagen, die Frank Mazzola, der Cutter von Donald Cammel (PERFORMANCE, WILD SIDE) gegen den Widerstand der Produzenten improvisierte. Das gibt dem Film eine eigene entrückte Qualität, die durch den melancholischen Country-Folk noch unterstrichen wird. So kann man eine direkte Linie von THE HIRED HAND zu den späten Angesängen des Genres wie THE PROPOSITION (2006) verfolgen. Gewalt ist hier ähnlich dreckig wie bei Sam Peckinpah, die emotionalen Gefüge werden nicht romantisiert, sondern in ihrer Problematik betont.
THE HIRED HAND ist es auf jeden Fall wert, in dieser schönen Edition neu entdeckt zu werden, und die umfangreiche Dokumentation zum Film lässt alle Beteiligten (außer Oates, der schon in den 1970ern verstarb) zu Wort kommen. Ein lange verlorenes Meisterwerk ist zurück!
Marcus Stiglegger
