Der Himmel über Berlin

5/5 Sterne

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Label: Arthaus
Genre: Drama
Produktionsjahr: 1987
Produktionsland: Deutschland/Frankreich
Kinostart: 29.10.1987
Lauflänge: ca. 128 Minuten
Regie: Wim Wenders
Drehbuch: Wim Wenders, Peter Handke
Kamera: Henri Alekan
Produktion: Wim Wenders, Anatole Dauman
Technische Angaben
DVD Bild: 1,85:1 (anamorph)
DVD Sprachen/Ton: Deutsch (5.1 Dolby Digital)
DVD Untertitel: Deutsch
DVD Extras: Audiokommentar von Wim Wenders, Audiokommentar von Wim Wenders und Peter Falk, geschnittene Szenen, Wim Wenders befragt von Roger Willemsen, Trailer

Bis heute nennen viele Wim Wenders traurig-poetische Tragikomödie DER HIMMEL ÜBER BERLIN als einen ihrer Lieblingsfilme. Und tatsächlich wird auch diese liebevolle DVD-Edition beweisen, dass dem Film eine Qualität eignet, die gerade ein mehrfaches Ansehen hervorbingt. In dem gewohnt informativen Begleitgespräch mit Roger Willemsen beschreibt der Filmemacher, wie er mit dem zugrundeliegenden Text von Peter Handke umging, wie sich die Szenen oft spontan in eine unvorhergesehene Richtung entwickelten und so die eigenwillige Dramaturgie zustande kam. Im Grunde mäandert der Film entlang der Reise seine himmlichem Protagonisten, bis dieser sich verliebt und zum Sterblichen wird...

Die Engel Damiel (Bruno Ganz) und Cassiel (Otto Sander) wandern durch das geteilte Berlin, beobachten die Menschen und lauschen ihren Gedanken. Als Damiel sich in die Trapezkünstlerin Marion (Solveig Dommartin) verliebt, erwächst in ihm das Verlangen, selbst Mensch zu werden. Er gibt seine Unsterblichkeit auf, um das zu erleben, was Engeln vorenthalten bleibt: die irdische Existenz und die sinnliche Erfahrung des Menschseins... In einer Nebenhandlung begleiten wir den Schauspieler Peter Falk zu den Dreharbeiten an einem Film über die Nazizeit sowie den 'ewigen Erzähler' Homer (Curt Bois), der das Geschehen kommentiert.

Eine stringente Spannungsdramaturgie war nie Wenders' Stärke - aber auch nicht seine Absicht. Statt dessen nimmt er uns mit auf eine subtile Reise, die von Henri Alekans visionären, gleitenden Kamerafahrten geleitet wird. Der zum Zeitpunkt der Dreharbeiten bereits sehr alte Bildmeister wurde mit Jean Cocteaus Märchen DIE SCHÖNE UND DAS BIEST einst zur Legende. Auch von diesem Charisma zehrt DER HIMMEL ÜBER BERLIN.

Ein weiterer starker Aspekt ist der Einsatz zeitgenössischer Musik, besonders jener lange Auftritt von Nick Cave & the Bad Seeds, der eine ganz eigene Magie entfaltet und den Film nachhaltig prägt. Wer übrigens auch die Nebenrollen aufmerksam wahrnimmt, wird dort u.a. Beatrice Manowski aus Jörg Buttgereits NEKROMANTIK wiedertreffen...

Kinowelt präsentiert den Film visuelle und akustisch vorbildlich. Die gediegene DVD-Box enthält neben dem erwähnten Interview auch Deleted Scenes und zwei Kommentare: einen neuen von Wenders und einen englischen zusammen mit Peter Falk, der wohl schon für die amerikanische Disco bei Anchor Bay aufgenommen wurde. DER HIMMEL ÜBER BERLIN ist zweifellos einer der wichtigsten Deutschen Filme der letzten 20 Jahre und sollte in keiner privaten Filmsammlung fehlen.

Marcus Stiglegger