Hilter
a tergo
Label: Hikikomori Records
Format: CDr (ltd. 50 St.)
Veröffentlichung: 31. Oktober 2011
„a tergo“ (lat. für 'Geschlechtsverkehr
von hinten’) ist das dritte Album von Hilter. Von dem kleinen Kopenhagener
Label Hikikumori Records streng limitiert in einer Auflage von 50 Stück
veröffentlicht, wird dieses Werk wohl lediglich ein ‚spezial
interest’-Publikum erreichen. Dabei ist der Gruppe nach fünf
Jahren Stille ein sehr gutes Album gelungen. Schon das Cover antizipiert
mit der im Zentrum platzierten Maske eine Stimmung, die an die Terrorfilme
der letzten Jahre erinnert. Musikalisch gehen Hilter dann auch tatsächlich
in eine vergleichbare Richtung und martern den Hörer mit einer komplexen
Mischung aus Industrial, Spoken Word und Musique Concrète.
Gleich das erste Stück „L’affaire de Sonny
B.“ setzt auf den Einsatz von Sprachfragmenten, die dem Film oder
Fernsehen entnommen zu sein scheinen und kombiniert diese mit aggressiven
Synthesizern und kratzenden Rhythmen. Immer wieder wird die Gruppe in
diesem Stile Fremdmaterial aus der Populärkultur aufnehmen und collagenartig
mit den eigenen Kompositionen verflechten. Durch die Brechung eigentlich
vertraut anmutender Interview-Versatzstücke oder Moderationen mit
verzerrten Noise-Strukturen werden diese aus ihrem bekannten Bedeutungszusammenhang
transzendiert. An einigen Stellen werden die Sprachfragmente quälend
oft wiederholt und als loops so oft aneinander gereiht, dass ihr semantischer
Gehalt zugunsten einer bloßen Rhythmik verschwindet. Quälend
ist auch die Verwendung von Frauenschreien und hektischem Atmen, die über
monotone Beats und arbiträre Krachausbrüche montiert wurden.
Im achtzehnminütigen „Triangle of Passion“ wird dieses
Konzept auf die Spitze getrieben: eine monotone Drone-Kulisse bewegt sich
dort – überlagert durch verzweifelte Laute – unaufhaltsam
bis an die Grenze des Ertragbaren. Hilter sind an dieser Stelle im akustischen
Folterszenario angelangt – nicht unbedingt ein genussvolles Hörerlebnis
dafür jedoch ein einprägsames.
„a tergo“ ist ein interessantes Album, das
sicher eine größere Hörerschaft verdient hätte, als
die strenge Limitierung zulässt. Obgleich es sich die Gruppe mit
ihren eigenwilligen und gewöhnungsbedürftigen Kompositionen
schwer gemacht hat und dem Hörer einiges abverlangt, besticht das
Album durch seine unbestreitbare Intensität.
Patrick Kilian |