Hexvessel
No Holier Temple
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(Svart Records 2012) CD 11 Tracks
Hexvessel aus Finnland präsentieren mit ihrem
zweiten Album selbsterklärte authentisch-heidnische Ritualmusik im
Gewand von Psychedelic Folk und Rock der 1970er Jahre. Das könnte
man getrost als Retro abtun, wenn die ungewöhnliche Mixtur hier nicht
nach mehrmaligem Hören zunehmend fesseln würde...
Sicher, Hexvessel sind extrem gefällig in ihren Melodien,
ihren männlichen Vocals (von Mat McNerney), von daher erstaunt das
Beharren auf den rituellen Ursprung der Musik, von dem man eher Tribalpercussion
und repetitive Chants erwarten würde. Statt dessen bietet man neben
Akustik- auch E-Gitarren, neben Streichern auch eine an Miles Davis erinnernde
Trompete, neben Streichern auch eine von den späten Doors inspirierte
Elektroorgel. Das schafft Identität, bietet Distinktion gegenüber
den Neofolkacts des Europäischen Westens, der in den letzten Jahren
nicht wenige Bands dieser Ausrichtung hervorgebracht hatte.
Hexvessel also legen sich nicht auf ein Genre fest, erinnern
neben THE WICKER MAN ('Heaven and Earth Magic') auch an Burlesque-Musik
(in 'Are you coniferous?') und den frühen Scott Walker. Richtig experimentell
mag man jedoch nicht werden, und so haben wir mit 'No Holier Temple' also
eines der verführerischsten und zugleich eingängsten heidnischen
Folkalben der letzten Dekade vorliegen, das sich bald im heimischen Player
festgesetzt hat.
Das adäquate Coverartwork stammt von Bastian Kalous
und einen nackten Männerkörper mit einem Baumstamm verschmelzend
(die Fusion von Mensch und Natur). Neben einem eindrucksvollen Vinylalbum
kann man die CD im ungewöhnlichen Wellpappcover (gestempelt) mit
Steckschachtel und Inlay bekommen - auch hier hat man sich also Gedanken
gemacht. Es bleibt spannend, wie sich ein solches Projekt zukünftig
transformiert...
:ms:
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