Harvest Rain

Blood Hymns

(Opn 2006) CD 14 Tracks

Harvest Rain fahren auf ihrem dritten Tonträger einiges an weltanschaulichem Ballast auf: Mit diesen Yul-Songs machen sie sich auf die Suche nach dem verlorenen Hyperborea, ihren spirituellen Wurzeln also - a '"musical diary' of the blood answering the Pull of Magnetic North's Most Northerly Midnight", wie es die Pressinfo beschreibt. Wie diese Programmatik befürchten lässt, wird der alte Chilene Miguel Serrano dafür bemüht - man hört ihn auf 'My Butterfly' in einem historischen Sample. Serrano ist Autor von "Das goldene Band. Esoterischer Hitlerismus' und gilt als wesentlicher Protagonist der am (mystifizierten) Dritten Reich orientierten Esoterik. Zugleich war er Politiker und stand mit C.G. Jung in gedanklichem Austausch. Auf Harvest Rain werden ausschließlich esoterische Bezüge betont, wobei Serranos Lucifer-Hymne zum esoterischen Thule- und Schwarze-Sonne-Mythos analog gelesen wird. Das ist inhaltlich kein leichtes Kaliber, und diese CD begegnet solchen Konzepten nicht mit erkennbarer Ambivalenz. Vielmehr setzt sie eine Komplizenschaft beim Hörer voraus.

Ein anderes Thema ist die Musik: Aufs erste oberflächliche Hören haben wir es bei dem amerikanischen Projekt Harvest Rain mit einer Apocalyptic Folk-Band der ersten bis zweiten Generation zu tun: die Gitarren von Death in June, gelegentlich sogar mit Elektrobeats, die Stimme erinnernd an Strength Through Joy... Doch zeichneten die genannten Bands noch eine eigenartige Professionalität und Poppigkeit aus, muss man Harvest Rain durchaus wenig Geschick im Umgang mit der gewohnten Folkgitarre und prägnanten Melodie-Hooks attestieren. Was hier stört, ist eine etwas leiernde Gesangsstimme, immer gleiche und die Tracks hindurch wenig variierte Gitarrenakkorde und ein viel zu höhenlastiger, flacher Sound. Die Liedermacherqualitäten anderer amerikanischer Folker wie Woven Hands oder The Minstrels fehlen hier völlig, man schielt ja auch nach Europa - inhaltlich und musikalisch. Nunja, nebenbei ist diese CD hörbar, einer eingehenden Rezeption hält sie leider nicht stand.

Und inhaltlich möchte man nicht unbedingt wissen, was genau mit 'Blood Hymns' eigentlich gemeint ist...

MaNic