Michael Hanekes CODE: UNBEKANNT und DAS SCHLOSS

DAS SCHLOSS

4,5 / 5 Sterne

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DVD-Ausstattung:
Bildformat: 16:9
Tonformat: Stereo Dolby Digital
Kapiteleinteilung
Sprache: Deutsch
Extras:
1 Dreharbeiten: Impressionen und Interviews
2 Pressestimmen
3 Preise

Franz Kafkas bürokratiekritische und antitotalitäre Fabeln sind eine hervorragende Basis für das Werk ähnlich gesinnter Filmemacher. Obwohl Orson Welles mit seinem spätexpressionistischen Film DER PROZESS oft als gescheitert gilt, zählt dieser Film rückblickend betrachtet zu seinen geschlossensten. Auch war es ihm gelungen, Kafkas literarischer Sprache eine Bildwelt gegenüberzustellen, die mit dem Text ein geradezu dialektisches Verhältnis eingeht.

Auch Michael Haneke macht sich mit DAS SCHLOSS auf die Suche nach Bildern, den pessimistischen Visionen Kafkas entgegenkommen - und mit Hilfe seines gewohnten Ensembles entfaltet er einen durchaus anstrengenden und niederschmetternden Reigen, der viele Aspekte der Vorlage in eine gegenwartsorientierte Variante transportiert:

Der Landvermesser K. (Ulrich Mühe) wird von seiner Behörde in ein Dorf verschickt, um dort seinen Dienst anzutreten. Doch dort weiß keiner etwas von dieser Versetzung. K. versucht, in das Schloss, dem Sitz der offensichtlich übergeordneten Verwaltung, vorzudringen. Doch man lässt ihn nicht herein. Im Dorfwirtshaus warten zwei angebliche Gehilfen, die nichts von seinem Beruf verstehen. K. versucht weiter, seine Arbeitssituation zu klären. Umsonst – alles, was er unternimmt, führt ins Leere. Telefonleitungen sind tot, Mittelsmänner wie Barnabas entpuppen sich als Spitzel einer unbekannten Macht, der Gemeindevorsteher lässt ihn auflaufen, das Schankmädchen Frieda, in das er sich verliebt, spielt wie die Wirtin anscheinend ein undurchsichtiges Spiel mit ihm. Der Sekretär Erlanger holt K. zu einem Verhör, in dem er zu einem Schuldigen ohne Tat gestempelt wird. K. verliert sich in einem Labyrinth von Fakten, die sich als Fiktionen erweisen und umgekehrt.

Was ein Psychothriller sein könnte, wird bei Haneke zur schleichend sich entfaltenden, monochromen Groteske, oft radikal reduziert und von beklemmender Langsamkeit - kein angenehmes Werk, aber es lohnt sich, Hanakes Version seine Aufmerksamkeit zu widmen, denn er unternimmt das einzig Mögliche angesichts einer starken Vorlage: Er erobert die Fabel für sich neu und präsentiert ein eigenständiges filmisches Kunstwerk, das Hanekes genuines kinematographisches Talent belegt.

Die DVD von absolut Medien bietet den Film anamorph codiert, mit einem leicht körnigen, gewollt blaustichigen Bild, und deutschem Stereoton. Das nennenswerte Extra ist ein 11-minütiges Making-Of mit Interviews, das einen bescheidenen Einblick in die Methode des Filmemachers liefert. Ansonsten sollte der Film an sich Kaufanreiz genug sein.

Marcus Stiglegger

 

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Code: unbekannt

4 / 5 Sterne

DVD-Ausstattung:
DVD 9, PAL, codefree, Bildformat: 16:9 (deutsche Synchronfassung) und 4:3 (französische Originalfassung mit deutschen Untertiteln), Tonformat: Dolby Stereo
Kapiteleinteilung, zwei Trailer, Trailer zu WOLFZEIT und Ausschnitt aus DAS SCHLOSS von Michael Haneke

Aus Protest gegen den politischen Rechtsruck seines Heimatlandes verließ Michael Haneke, einer der bedeutendsten Filmemacher des deutschsprachigen Raumes, Österreich und arbeitete fortan in Frankreich, einem Land, dessen Filmkritik ihm von jeher zugetan war. Filme wie DIE KLAVIERSPIELERIN, WOLFZEIT und CODE: UNBEKANNT zeigen die Früchte dieses neuen Umfeldes, das ihn vor allem mit den großen französischen Filmdiven Juliette Binoche und Isabelle Huppert zusammenführte.

CODE: UNBEKANNT schließt an die früheren Collagefilme Hanekes and (etwa 71 FRAGMENTE EINER CHRONOLOGIE DES ZUFALLS) und entfaltet in langen Sequenzen (oft als Plansequenzen in einer Einstellung inszeniert) ein Personenkaleidoskop, das teils zufällige, teils vermeintlich schicksalshafte Bezüge unterschiedlichster Menschen entwickelt: Die Schauspielerin Anne (Juliette Binoche) ist mit dem Kriegsreporter Georges liiert, der nur selten zu Hause in Frankreich ist und sich an das Leben im Frieden nicht mehr gewöhnen kann. Sein Bruder Jean flieht aus Perspektivlosigkeit vom Hof des Vaters in die Großstadt. Kaum in Paris angekommen, gerät er mit dem Schwarzen Amadou aneinander, der spontan versucht, die Ehre der rumänischen Bettlerin Maria zu verteidigen, durch seinen Einsatz jedoch nur erreicht, dass die Polizei auf die illegal Eingewanderte aufmerksam wird. Es sind solche Zusammenhänge, die aufzeigen, wie etwa ein Bürgerkriegsgebiet und die französische Großstadt tatsächlich verbunden sind. Immer wieder droht Gewalt durchzubrechen, immer wieder gehen Menschen aus alltäglichen Situationen heraus in Drohhaltung.

An seine Gewalt-Fabel FUNNY GAMES schließt Haneke vor allem in jener Sequenz an, in der die Schauspielerin ein Casting aufsucht, in dem sie von einem Fremden scheinbar in einem Raum eingesperrt und mit dem Tod bedroht wird. Wir sehen alles aus der kalten Subjektive der Casting-Kamera. Unvermittelt verschwimmen Fiktion und Realität. Es ist nicht mehr klar, ob Annas Angst hier noch gespielt ist...

Der Film liegt hier in zwei völlig verschiedenen Versionen vor. Adäquat ist die deutsch syncghronisierte Fassung in 16:9. Die franzöische fassung kann man nur in 4:3 mit deutschen Untertiteln sehen, was den visuellen genuss trübt. Ein Interview oder Kommentar wäre allerdings schön gewesen, so muss man mit dem Film selbst und zwei Filmtips zufrieden sein.

:ms:

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