Gitane Demone

LIFE AFTER DEATH

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Director: Various (USA, 2008)
Studio: Cult Epics
Aspect Ratio: 1.33:1
Region: 0
Running Time: 210 minutes

Bereits Ende der 1980er Jahre war Gitane Demone ein Mythos der Gothic-Szene. Mit ihrem Einfluss auf die amerikanische Kultband Christian Death war sie bald zur Stilikone und Ausnahmesängerin aufgestiegen, deren intensive Vocals Alben wie „Atrocities“ oder „Ashes“ unvergesslich machten.

Es muss wohl 1991 gewesen sein, als ich neugierig die Amsterdamer Cult Videoteek betrat. Ich staunte nicht schlecht, als ich dort eine Frau an der Kasse sah, die mich doch sehr an Gitane erinnerte. Und tatsächlich war sie es und freute sich sogar, erkannt zu werden. Damals war sie mit Nico B, einem niederländischen Videokünstler und Filmfreak liiert, der gerade sein Label Cult Epics ins Leben rief. Nur ein Jahr später begegnete man sich wieder: Im Ingelheimer Gothic-Club Scarabäus trat Gitane mit ihrer SM-orientierten Jazz-Performance auf und hinterließ bleibenden Eindruck bei allen Geschlechtern. Nico filmte.

Sound of War

Es folgte der Europerve 1992 in Amsterdam – eine eindrucksvolle Fetishparty, wo Gitane einen Schritt weiter gehen konnte. Dann brach eine Zeit der Änderungen an. Gitane trennte sich von Nico, der mit seinem neuen DVD-Label nach LA zog und dort ein eindrucksvolles Programm aufgebaut hat. Gitane lebte hier und da, verweilte in Berlin, wie es die Tradition der großen unabhängigen Künstler ist, und kehrte zu ihrem wiedergewonnenen Freund Rozz Williams nach LA zurück. Der unerwartete Selbstmord von Williams warf viele seiner Freunde aus der Bahn. Gitane änderte abermals ihren Stil, ließ die reifen Jazz-Jahre hinter sich und wandte sich einem harten Gothic-Trash zu, der sie bis heute definiert.

Europerve Show

Die Bande zwischen Nico und Gitane rissen offenbar nie ab, so erscheint es nur folgerichtig, dass nach über 15 Jahren nun eine erste Bestandsaufnahme dieser charismatischen wie biazrren Ausnahmesängerin auf Doppel-DVD erscheint. Von 1989 bis 1998 können wir hier TV-Dokumente, Videoclips und Konzertmitschnitte bestaunen, die der enormen Wandlungsfähigkeit Gitanes Rechnung tragen und zeigen, dass Gothic keine künstlerische Sackgasse sein muss. Eine TV-Sendung leitet mit einem retrospektiven Interview in die Karriere ein, ein früher Höhepunkt ist das herzzerreißende „Sound of War“. Sonst finden sich auf Disc 1 vor allem jazzige Auftritte der frühen 1990er Jahre. Die Qualität ist den Quellen des Materials entsprechend körnig, was sich leider kaum ändern lässt.

Mit Rozz Williams

Aufregender wird es bei Disc 2, die sich auf Gitanes Fetish- und SM-Phase dieser Jahre konzentriert. Hier finden wir Ausschnitte aus dem Fetish-Events von Skin Two und DeMask, sowie Nico Bs programmatisches Musikvideo „Heavenly Melancholy“, das mit der originalen DeMask-Clique gedreht wurde (1991). Einblicke in eine Subkultur, die nur wenige Jahre später einen unvergleichlichen Popularitätsschub erlebte. 1995 folgte die Tour mit Rozz Williams, die im Jahr darauf in einem Revival der klassischen Christian Death-Phase gipfelte. Das aktuellste Dokument ist dann ein Berliner Konzert im Trash-Stil von 1998.

Die erste Auflage der Doppel-DVD wird abgerundet von der Retrospektiven CD „Times“, die Demos mit klassisch-jazzigen Coverversionen (u.a. auch „Gloomy Sunday“) bietet. Zudem hat Gitane in einem 12-seitigen Booklet ihre Erinnerungen an diese Jahre niedergeschrieben. Wer mit den Gothic-Underground jener Jahre aufgewachsen ist, wird auf diese Dosis Nostalgie kaum verzichten wollen.

:ms:

Fond memories of this era dedicated to Olaf Wehowsky, Patty Hele, Georg Weidner, and Nicola Dworok. All the best to Gitane Demone and Nico B. R.I.P. Rozz Williams. MS