GEFÄHRTEN DES TODES Publisher: Koch Media Home Entertainment Bloody Sam - Sam Peckinpah gehört zweifellos zu den großen Legenden des amerikanischen Kinos der 1960er Jahre. Als radikaler Outlaw Hollywoods drehte der ehemalige Fernsehregisseur ab 1961 beharrlich Genrefilme, die sich gegen die etablierten Konventionen sperrten und einen anderen Westen zeigten: einen harten, blutigen Westen, der auf Gewalt gegründet war und seinen Tribut forderte. Dass Peckinpahs Visionen keine Freunde in den Chefetagen der Filmproduktionen finden würden, war vorprogrammiert und führte immer wieder zu aufreibenden Kämpfen, denen Peckinpah 1984 schließlich viel zu früh erlag. Mit seinem Buch und Film PASSION & POETRY hat sich Mike Siegel als deutscher Peckinpah-Spezialist etabliert und ein angemessenes Monument für diese unvergessene Legende der Hollywood-Mavericks geschaffen. Zusätzlich arbeitet Siegel an der Bereitstellung aller noch nicht verfügbaren Peckinpah-Klassiker in denkbar cinephilen Sammler-Editionen. Ein erstes Ergebnis war SIERRA CHARRIBA in der restaurierten Version für Sony, dann folgte STRAW DOGS für Euro Video. Mit vergleichbarer Sorgfalt wurde zusammen mit Koch Media nun Peckinpahs seltener Erstling THE DEADLY COMPANIONS für das Heimmedium aufbereitet. Von Siegel stammt das informative Booklet, ein ebenso informativer Kommentar, der jedoch weitgehend Produktionsfakten und biografischen Background liefert, sowie ein langer (30 Min.) Auszug aus dem Film PASSION & POETRY, der den Weg zum Debüt nachvollziehbar macht. Geschmückt ist die DVD mit dem gemalten Filmplakat, das dem Filmerlebnis einen reizvoll nostaglischen Charme verleiht. Nun ist THE DEADLY COMPANIONS nicht als Peckinpahs Meisterwerk bekannt und wird oft als unbefriedigende erste Auftragsarbeit abgetan. Retrospektiv ist das neu zu bewerten. Zumal der Film erstmals in seinem vollen Breitwandformat zu bewundern ist. Obwohl er durch die Telelinse einen meist flachen Bildeindruck favorisiert, ist zahlreichen Bildern jene typische Wüstenatmosphäre bereits anzumerken, die für THE WILD BUNCH und BALLAD OF CABLE HOGUE oder PAT GARRETT AND BILLY THE KID so bedeutend wurde. Day-for-Night-Aufnahmen tauchen später ähnlich in BRING ME THE HEAD OF ALFREDO GARCIA wieder auf. Auch der berühmte Schuss in den Spiegel aus THE WILD BUNCH und PAT GARRETT kommt hier gleich zu Beginn vor. Zudem ist die Handlung von einem zermürbenden Nihilismus gekennzeichnet: Fünf Jahre lang hat der Rachedurst den ehemaligen US-Kavalleristen Yellowleg (Brian Keith) umgetrieben, jetzt hat er den Mann gefunden, der ihn einst skalpieren wollte: einen Falschspieler namens Turk, der ertappt wurde und der am nächsten Tag gehängt werden soll. Doch Yellowlegs Rechnung ist älter und er rettet den Mann und reitet mit ihm nach Gila City. Angeblich wollen die Gefährten, denen sich der skrupellosen Revolverheld Billy angeschlossen hat, die dortige Bank überfallen, doch Yellowleg will in Wahrheit einen weiteren alten Bekannten aufsuchen. In Gila City jedoch werden sie Zeugen eines Überfalls durch Konkurrenten, und Yellowleg erschießt durch eine Schusswunde behindert einen kleinen Jungen. Hier wechselt der Film die Richtung, denn die Mutter will den Jungen neben seinem toten Vater in einer Geisterstadt beerdigen, und die drei Männer folgen ihr, um sie Apachen zu beschützen. Doch in der Wüste laufen alle unerfüllten Leidenschaften zusammen. THE DEADLY COMPANIONS ist durch und durch Peckinpah, auch wenn der Regisseur hier viele Ideen nicht umsetzen konnte. Retrospektiv lohnt es sich allemal, diesen eher vergessenen B-Klassiker neu zu sehen, zumal er in der neuen Abtastung wirklich attraktiv wirkt: scharf, farbkräftig und atmosphärisch. Die bizarre Musikuntermalung, die experimentelle und jazzige Elemente aufweist, müsste ebenfalls neu bewertet werden. In jeden Fall aber hat THE DEADLY COMPANIONS mehr als viele andere US-Western den Italo-Western vorweggedacht. Eine großartige DVD, eine wundervolle Wiederentdeckung und zudem: eine vorbildliche DVD-Edition. Marcus Stiglegger |
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