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Folkstorm
Ortodox
Old Europa Cafe CD, 11 Tracks, im JewelCase
Weder zu FOLKSTORM noch zu dem Label „Old Europa Cafe“ lohnt
es sich, noch viele Worte zu verlieren. Beide sind fest etablierte Größen
der PostIndustrial Kultur und bedürfen keiner einleitenden Worte.
Nach einigen Ausflügen in teils experimentellere oder gefälligere
Gefilde widmet sich Henrikk Björkk auf dieser neuen CD wieder dem,
was ihn zu eben jener Szenegröße werden ließ: klassischer,
brutaler und beinahe angenehm monotoner Krawall. Es mutet inzwischen schon
etwas prätentiös an, wenn Musiker in ihren Begleittexten noch
einmal darauf hinweisen, dass auch ja alles ultra-analoge und absolute
Lo-Fi ist, doch dieser Lapsus sei verziehen. Denn die technische Umsetzung
ist weit überdurchschnittlich gut gelungen.
Als Sujet hat sich Herr Nordvargr dem Wertekonservatismus
aus dem Blickwinkel der Arbeiterklasse verschrieben und feixt und schimpft
voller Passion auf das bestehende System. Unterstützt wird das Ganze
von einer wirklich soliden Gestaltung der CD: Das Booklet lässt sich
zu einem kleinen Poster ausfalten, das mit radikalem und militantem Artwork
irgendwo zwischen sowjetischem Realismus und Nazi-Ästhetik zum sicherlich
nicht friedlich gemeinten Klassenkampf aufruft. Dass ein Thema derart
direkt und ohne genretypische Verwirrtaktiken bearbeitet wird, ist beinahe
innovativ – wenngleich auch die angepeilte Schockästhetik lediglich
ein Selbstzitat geworden ist.
Nichtsdestotrotz weiß der Tonträger absolut
zu gefallen. Gerade aufgrund des ehrlich wütenden Gestus wirken die
schnarrend und dumpf daherkommenden Klangcollagen nicht altbacken, sondern
einfach „traditionell“ und – man verzeihe den Kalauer
– für Power Electronics geradezu „Ortodox“. Ob
Björkk soweit dabei gedacht hat, ist irrelevant. Sein Rundumschlag
gegen Korruption, Kapitalismus und Ausbeutung der tragenden Bevölkerungsschicht
wirkt im Kontext des schamlos in der Öffentlichkeit dargebotenen
Lobbyismus und der post-demokratischen Kaderschmieden der Wirtschaft zeitgemäß
und fokussiert. Auch der anti-pazifistische Gestus und das Heraushalten
konkreter Ideologien, abseits von betontem Arbeiterbewusstsein, fügen
sich hier einfach zu einem angenehm handfesten, unversöhnlichen Kracher
zusammen. Eine irgendwie sympathische Veröffentlichung, technisch
versiert und auch nicht zu überambitioniert: definitiv ein Tipp für
geneigte Hörer!
Daniel Novak
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