FERIEN

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D 2007
91 min., Farbe
Regie und Buch: Thomas Arslan, Kamera: Michael Wiesweg, Schnitt: Bettina Blickwede
mit: Angela Winkler, Karoline Eichhorn, Uwe Bohm, Anja Schneider
DVD-Daten: codefree, Ton DD 5.1, Bild 16:9, Sprache: deutsch / Untertitel: engl., frz., Extras: Kurzfilm "Am Rand" von Thomas Arslan (20 min.), Fotoshow, Biographie, Trailer
EAN-Code: 9783937045825
ISBN: 978-3-937045-82-5

Pickpocket Films - so heißt die Produktionsfirma des Filmemachers Thomas Arslan. Und wer einen Zugang zu Arslans radikal distanzierten Dramen haben wollte, kam bislang nicht um eine Beschäftigung mit dem Werk des existenzialistischen Franzosen Robert Bresson (PICKPOCKET) herum, der Arslan als Vorbild dient.

Hier wie dort sehen wir nahezu emotionslos agierende Laien, die existenziellen Grenzsituationen ausgesetzt werden - am eindrucksvollsten wohl in seinem Film DEALER (1999). FERIEN ist nun ein neuer Weg für Arslan und passt geradezu prototypisch in den naturalistischen Stil der Berliner Schule. Erstmals sehen wir hier auch im großen Stil prominente Schauspieler agieren. Was blieb, ist die episodisch-fragmentarische Dramaturgie, die vermeintlich undramatische Szenen aneinanderreiht, bis sich eine eigene Binnendynamik entwickelt, die die Ereignise eskalieren lässt.

Es ist Sommer. Anna und ihr zweiter Mann Robert leben mit dem pubertierenden Sohn in einem abgeschiedenen Landhaus in der Uckermark. Die dörflich Idylle wird jedoch durchbrochen, als mehrere Generationen der Familie zu Besuch kommen: die Tochter Laura, ihr Freund Paul und die zwei Kinder, die zweite Tochter, einer Berliner Musikerin - und die Mutter von Anna. Was sich als Ferienerholung aus Badesee, Spaziergängen und Gesprächen ankündigte, entwickelt sich zum Familiendrama, als die latenten Probleme durchbrechen: die Großmutter ist todkrank und Laura möchte ihren Freund verlassen, der daraufhin der Schwester avancen macht. Das könnte an Louis Malle erinnern, an Bertoluccis STEALING BEAUTY und sogar an Claude Chabrols Bourgeoisiedeonstruktionen. Doch Arslan bleibt dezent und nüchtern, der Bitterkeit eines Michael Haneke zu verfallen. Der Kamerablick ist ruhig und geduldig, Lösungen werden ausgespart. Ein eindrucksvoller Film über alltägliche Dramen...

Die DVD von Filmgalerie 451 ist sichtlich bemüht, dem Film gerecht zu werden: Dezent in der Gestaltung, finden wir den Film in mehrsprachig untertitelter Version in 16:9-Format, Ausschnitte aus der Pressekonferenz, den Trailer sowie einen frühen Kurzfilm von Arslan. AM RAND zeigt Impressionen von Berliner Randgebieten, in denen noch Reste der verfallenden Mauer zu sehen sind. Die langsame, geduldige Dramaturgie der späteren Werke ist hier bereits angelegt, jedoch erstarrt im reinen, fast leblosen Tableau. Angesichts der 24 Minuten Spielzeit kann man den Film durchaus als meditative Etüde rezipieren.

Wer die Stärken des neuesten deutschen Films würdigen möchte oder ohnehin der Berliner Schule verfallen ist, ist mit dieser DVD hervorragend bedient.

Marcus Stiglegger