EverEve
Tried & Failed
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(Massacre Records/Soulfood 2005) 14 Tracks
Die deutsche Band EverEve
blickt inzwischen auf eine Karriere von stolzen 10 Jahren zurück.
Viel hat sich im Hinblick auf Stil und Besetzung geändert seit dem
Erscheinen der frühen Gothic-Metal-Alben ""Seasons"
(1997) und "Stormbirds"(1998), mit "Regret" (1999)
spätestens kam elektronischen Klängen eine wichtige Rolle zu,
so dass zunehmend der Kunstbegriff "Cyber Gothic Metal" in der
Presse auftauchte. Auf ihrer aktuellen CD "Tried & Failed"
kann man der Band eine gereifte Ausgewogenheit anmerken. Analog zum erotischen,
fetischorientierten Artwork von Markus Richter und Cane Hoyer entfalten
sich hier 14 emotionale, melodiöse und gelegentlich brachiale Rocksongs
vor dem geneigten Hörer.
Faszinierend ist bereits der Opener "Thighs Wide Shut"
(eine Variante auf EYES WIDE SHUT), in dem die grollenden Keyboards allmählich
von Gitarrenwällen überlagert werden, wozu eine eindringliche
Frauenstimme im Stil von Lydia Lunch spricht.
Düstererotische Stimmung breitet sich aus (Track 11 arbeitet dieses
Stück noch einmal gelungen auf). Einen deutlichen Höhepunkt
erreicht man mit der eingängigen Hymne "You're mine", einer
Art aggressivem Liebeslied. Die Stimme des Sängers löst sich
hier immer wieder von metaltypischen Akzenten und nähert sich der
düstersonoren Gothic-Wave.
Was sich in den Texten abzeichnet, ist ein etwas abgeklärter
Zynismus speziell im Blick auf Liebesbeziehungen: "I'm not afraid
(of losing You Again)" etwa arbeitet vehement gegen die konventionellen
Leidenschaftbekenntnisse der Popmusik an, offenbart aber unter dieser
desillusionierten Oberfläche eine tiefe, verletzte Sehnsucht. Den
Höhepunkt dieser Ambivalenz erreicht die Ballade "Anima Sola",
die den leidenden Pathos zu verhaltenen Klavierakkorden kultiviert, nur
um in "On Thin Ice" wieder in ungezügelte Aggression umzubrechen.
Ohne auf billig-pathetische 'Klassik-Rock'-Platitüden
zurückgreifen zu müssen, kann man "Tried & Failed"
durchaus als bombastisch und episch bezeichnen, was u.a. auf die ausgefeilten
Keyboardflächen und -melodien des Elektronikers Joerg Huettner zurückzuführen
ist, der sich inzwischen auch als Filmmusiker einen Namen gemacht hat:
Zusammen mit Hans Zimmer machte er aus der Musik zu RING 2 einen der erstaunlichsten
und eindrucksvollsten Soundtracks der letzten Jahre.
Wer melodiösen und etwas monumentalen Gothic-Rock
schätzt, wird mit dem Neuen EverEve-Album ebenso seine Freude haben
wie melancholische Metaller. "Tried & Failed" straft seinen
Titel durchaus Lügen - im besten Sinne...
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Marcus Stiglegger
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