Cawatana

Struggle for Wisdom

(Eis & Licht 2003) CD 11 Tracks

Waldteufel

Eines Gottes Spur

(Eis & Licht 2003) 10" MLP 4 Tracks (33 und 45 rpm)

Die ungarische Neofolk-Gruppe Cawatana präsentierte sich erstmalig einem deutschen Publikum auf dem diesjährigen Wave-Gotik-Treffen in Leipzig und konnte mit kraftvoller, rhythmusbetonter Performance überraschen und überzeugen. Das mit zahlreichen Bühnenmusikern präsentierte Konzept erweist sich auf der CD als etwas problematischer: "Struggle for Wisdom", das Debütwerk, präsentiert sich als neoklassisch inspiriertes, musikalisch bombastisches Folkepos, mit finsterer Männerstimme, harmonischer Frauenstimme und englischen sowie ungarischen Texten. Akustikgitarre, Streicher, Perkussions und Bass werden in nahezu jedem Stück in unterschiedlicher Intensität bemüht. Und musikalisch ist die CD durchaus professionell: gut gemischt, sauber gespielt, wenn auch manchmal etwas überladen. Auch der Gesang bleibt sicherer als bei den meisten deutschsprachigen Folkbands, man hört jedoch sehr die Probleme mit der englischen Sprache heraus. Die Texte selbst sind sehr einfach gehalten, arbeiten eher mit assoziativen Fragmenten - ein schlüssiges Bild will sich daraus nicht ergeben, z.B.: "Choir of our Crying children Feed the burning bones Those who watch it silently And faintly keep awake Hide behind the cross Slowly opening Laugh out loud..." ("Irrahme"). Dabei ist dieses Stück an sich musikalisch eines der Highlights. "Something", ein sehr melodiöses Folklied, ist bereits vom Label-Sampler bekannt, wartet jedoch mit einem ebenso eigenwilligen Text auf: "Loneliness, the blade Despair remains Oh, the awful day Would it take away?"

Sperrige Elemente stehen hier eher im Hintergrund, auch wenn manchmal atmosphärische Klänge angeschlagen werden. Der Grundton bleibt melancholisch-melodiös, wenn auch schleppend, was die CD am Stück gehört etwas anstrengend erscheinen lässt. - Vergleicht man Cawatana mit ihren Landsleuten von Scivias und Actus, fallen in der Tat Ähnlichkeiten auf: ein spezielles Melodieverständnis, der Hang zum punktuellen Überladen, der Sprechgesang in ungarischer Sprache. Während Actus etwas in ihrer Synthetik ertrinken, hat Scivias mit Sicherheit die konzeptuelle Klarheit auf seiner Seite. Von daher kann man das Debütwerk von Cawatana durchaus als vielversprechenden Start beschreiben, wenn auch inhaltlich stark verbesserungsfähig.

Das deutschamerikanische Einmann-Projekt Waldteufel von Markus Wolff, dem Gründer der legendären schamanistischen Anarcho-Performancegruppe Crash Worship, tauchte in den letzten Jahren immer wieder auf okkulten und neofolkigen Compilations mit eher schrägen Beiträgen auf, präsentierte sich auf der ersten CD "Heimliches Deutschland" jedoch bereits etwas professioneller. Wolff, der sonst Skulpturen herstellt, macht auch in Interviews gar keinen Hehl aus seiner mangelnden musikalischen Erfahrung. Die steuern jetzt GastmusikerInnen bei, während er textlich seinem okkulten Konzept treu bleibt. Mit seinen schön aufgemachten 10"-Schallplatten liegt der Standard des Eis & Licht-Label bereits recht hoch, und auch Waldteufel betritt auf dem vorliegenden Werk faszinierende rituelle Wege: Pulsierende Ryhthmen stehen hier im Vordergrund, andere akustische Tupfer mischen sich dazu, während Wolffs ungeschliffener deutschsprachiger Gesang "eines Gottes Spur" in den animistischen Wald verfolgt. Schon früher bediente er sich bekannter Dichtungen der deutschen Literatur - etwa Hermann Löns -, und hier muss Friedrich Rückert mit seinem Gedicht "Stürme" für den finalen Höhepunkt der Platte herhalten.

Wolffs frühere Arbeiten ließen sich leicht einem anarchistischen Gestus zuordnen, mit seinen jüngeren Arbeiten wird man ihn eher der 'völkischen Esoterik' zuordnen. Dem Musiker dürften solche Überlegungen gleichgültig sein. Er selbst betrachtet sich als Suchenden zwischen allen Welten, vornehmlich jener zwischen Menschen und Göttern... Was bei Cawatana in einem kulturkonservativen Anstrich noch etwas verkrampft und erzwungen wirkt, erscheint bei Waldteufel in einem geradezu naiv ehrlichen und ungezwungenen Licht.

MaNic