Eden Lake (Cut)
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Label: UFA
Veröffentlichung: 17.04.2009
Altersfreigabe: 18
Genre: Horror-Thriller
Produktionsland, Jahr: Großbritannien / 2008
Länge: ca. 88 Minuten
Bildformat: 2,35:1 (16:9 anamorph codiert)
Ton: Dolby Digital 5.1
Bestell-Nr.: 88697383109
Barcode: 886973831090
Veröff.-Art: Video
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Specials:
* Interviews
* B-Roll
* Feturette
Regie: James Watkins
Schauspieler:
* Kelly Reilly
* Michael Fassbender
* Finn Atkins
* Thomas Turgoose
Das Horrorgenre arbeitet - zumal in den letzten Jahren
- mit einer Übersteigerung tatsächlicher Ängste, die sozialpsychologisch
tief verwurzelt sind und deshalb mit nur kleinen Überzeichnungen
zu einem effektiven Modell getriggert werden können. Die Angst vor
dem Fremden - sozial oder kulturell codiert - ist ein solcher Angstmodus.
Im Backwood-Horror wird die Angst vor den Bewohnern abgelegener Ansiedlungen
zur monströsen Bedrohung gesteigert.
John Boormans DELIVERANCE - BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE
(1972) ist der unbestrittene Klassiker dieser Spielart. Die gebildeten
Städter machen beim Überschreiten einer letzten Grenze (Frontier)
der Zivilisation - auf einer Wildwasserfahrt - Bekanntschaft mit den degenerierten
und höchst aggressiven Moonlightern (Schwarzbrennern) von South Carolina.
Es mutet kaum verwunderlich an, dass einer der aufregendsten Backwood-Terrorfilme
der letzten Jahre THE STRANGERS (2008) ebenfalls in South Carolina gedreht
wurde. Der französische Film FRONTIER(S) (2007) übertug das
Modell nach Europa, und EDEN LAKE tritt nun als britisches Beispiel an,
den weitgehend brach liegenden Genrefilm nach THE DESCENT (2006) neu zu
beleben. Und das gelingt ihm nicht schlecht.
Die jung-dynamischen Großstädter Jenny (Kelly
Reilly) und Steve (Michael Fassbender) wollen am idyllischen Baggersee
Eden Lake für ein Wochenende ausspannen. Als heimische Jugendliche
der einsamen Strand betreten, entwickelt sich das Wochenende zum Alptraum.
Was als Provokation beginnt, eskaliert, als Steve versehentlich den Kampfhund
des Bandenanführers ersticht. Die Jugendlichen machen brutal Jagd
auf das Pärchen, verbrennen Steve und einen weiteren lästigen
zeugen, während Jenny immer verzweifelter um ihr Überleben kämpft
und selbst zur barabarischen Bestie verkommt.
EDEN LAKE macht keine Gefangenen. Nach einer sorgfältigen
Exposition, die sich über 30 Minuten Zeit nimmt, erschafft Regisseur
James Watkins (Autor von DESCENT 2) eine ausweglose Situation von Backwood-Paranoia,
die die Kinder hier ähnlich bedrohlich werden lässt wie die
Söldner aus dem britischen Vorläufer SEVERANCE (2007). Das aufgeklärte
Individuum wird konsequent an seine Grenze geführt und muss den Verfall
aller humanistischen Werte hinnehmen. Spätestens als ein indischer
Junge mit einem brennenden Autoreifen um den Hals von der Bande exekutiert
wird, bröselt der Firnis der Zivilisation. Und nicht genug: Schlimmer
als die Kinder sind ihre Eltern - eine Ahnung, die im Film schon recht
früh deutlich wird, als Steve in ein Wohnhaus einricht und dort neben
nationalistischen Symbolen vor allem Spuren häuslicher Gewalt vorfindet.
EDEN LAKE wurde vorgeworfen, er beute das proletarische,
verrohte Milieu englischer Kleinstädte aus, um daraus eine tödliche
Bedrohung zu stilisieren. Nun, die Wirklichkeit - nicht nur in England
- hat den Film längst eingeholt. Wer hätte vor Jahren für
realistisch gehalten, dass sich Jugendliche beim kollektiven Mord auf
dem Handy filmen könnten? Sicher, EDEN LAKE hat keine Lösungen
zu bieten, und zur Identifikation bietet er tatsächlich das gebildete
Mittelstandspärchen an (das zweifellos auch zum Zielpublikum des
Films zählt). Was wäre wenn, war die Ausgangsfrage, die sich
Regisseur Watkins stellte. Dem Film sein Modell vorzuwerfen, wäre,
als würde man DELIVERANCE vorwerfen, er diskriminiere die Landbevölkerung
von South Carolina. Oder THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE (1974), er erhebe
geistig Behinderte zur tödlichen Bedrohung. Vermutlich tun das diese
Filme, aber ist das der Punkt? War der Horrorfilm je p.c.?
Als blutrünstiger Terrorfilm funktioniert EDEN
LAKE sehr gut: Er ist in dynamischen Breitwandbildern inszeniert, von
subtilem Soundtrack untermalt und psychologisch überzeugend gespielt.
In Momenten der Gewalt findet der Filme eine delikate Balance zwischen
Andeutung und Konfrontation. Dennoch wurde der Film für eine alternative
FSK 18-Version um 3 Minuten gekürzt, was dem Film nachhaltig schadet.
Für ein jugendliches Publikum ist er ohnehin völlig ungeeignet.
Die DVD ist technisch unspektakulär (anamorphes
Breitwandbild, beide Tonspuren in 5.1) aber dem Film sehr angemessen.
Das Bonusmaterial ist mit einem kurzen Werbe-Making-Of, Trailer, B-Roll
und teilweise redundanten Kurzinterviews eher bescheiden. EDEN LAKE kann
jedoch zweifellos als Film und lohnt die Anschaffung für Fans des
harten Horror- und Thrillerkinos.
:ms:
(c) Bildmaterial Universum Film GmbH
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