Duel Project: 2LDK & Aragami 3 / 5 Sterne
Anbieter: Rapid
Eye Movies Das japanische Kino ist hip: Und das nicht zuletzt wegen solcher hinzulande (oder im amerikanischen Mainstream) undenkbaren kalkulierten Actiongranaten wie 2LDK und ARAGAMI. Zwei Nachwuchsregisseure treffen sich auf der Leinwand (virtuell), um mit ihren prägnanten Werken ihrerseits ein Duell auszufechten: um die Gunst des Publikums. Damit dieses Erlebnis auch für den Heimzuschauer nachvollziehbar wird, bieten Rapid Eye Movies diesen beiden Filme erfreulicherweise im Doppelpack an. So kann man die angefügten Videomessages durchaus ernst nehmen und selbst entscheiden, wem man seine Stimme gibt: der weiblichen Variante zweier sich bekriegender Schauspielerinnen in 2LDK, den Tsutsumi in geschickt montierten Bildern inszenierte, oder die männliche Variante ARAGAMI, in dem eine irrwitzige und leicht surreale Samuraigeschichte erzählt wird - gedreht von dem seit VERSUS als Aufsteiger gehandelten Actionregisseur Kitamura, der hier erstaunlich bedächtig zu Werke geht. Ungeachtet der sehr positiven Publikumsresonanz lässt sich über Kitamuras früheren Film VERSUS (Legend Films) leider nicht viel Erfreuliches berichten: Mit durchaus technischem Geschick bereitete er dort eine Mischung aus Yakuza- und Zombiefilmelementen auf, die noch weitgehend ohne Intelligenz auskam. Ein etwas naives Schlachtfest eben... ARAGAMI schlägt zunächst einmal einem konträren Weg ein: Hier wird in schicksalshaftem Tonfall endlos geplaudert über das schwere Schicksal des Aragami-Dämons 'Mushashi Miyamoto' (ja, der Film geht so weit den legendären zweihändigen Schwertkämpfer zum übernatürlichen Wesen zu verklären), der in einem einsamen Tempel zusammen mit einer junge Frau lebt und sich mit all seinen Gästen duelliert. Bei dem langen Palaver bleibt die Kamera oft statisch, um Atemraum für die rasant montierten Actionausbrüche zu bekommen. Doch die ritualisierten Duelle überzeugen weniger durch Kampfkunst, denn durch krachige Musikeinsätze, Funkenflug und Videocliptempo. Inhaltlich läuft das Ganze schließlich vorhersehbar ab: Zunächst besiegt Musashi seinen Gast, bis dieser mit außerirdischer Hilfe wieder zum Leben erwacht (!) und ihm schließlich den verdienten Tod gibt. Die finale Pointe treibt dieses übernatürlich Spiel noch weiter... Wer sich schon an den übernatürlichen Mangaelementen bei Takashi Miike (DEAD OR ALIVE) störte, wird hier wenig Freude haben: ARAGAMI ist die Heavy-Metal-lastige Jugend-Variante der siebziger Jahre-Samurai-Filme - allerdings weitgehend ohne Blutvergießen. Die Gewalt wird stets in einem irrealen Bereich gehalten, der den Film letztlich zum harmlosen Effektfeuerwerk macht. Was also ein Schritt nach vorne für Regisseur Kitamura sein könnte, entlarvt sich als weiterer oberflächlicher Exploitationfilm - diesmal allerdings mit mehr Dialog. In vielerlei Hinsicht ist Tsutsumis 2LDK das Gegenstück zu ARAGAMI: diese Karrierestress-Satire spielt zwar auch nur an einem Ort - eben der titegebenden Zweizimmerwohnung -, beschränkt sich allerdings wirklich auf zwei Darstellerinnen und konzentiert sich ganz auf die Duellsituation. Zwei unterschiedliche Mädchen aus konträren sozialen Verhältnissen haben sich beide auf die selbe Filmrolle beworben. Obwohl sie im Alltag freundlich miteinander umgehen, hören wir aus dem Off ihre zynischen Gedankenstimmen. Kleine Bosheiten steigen sich langsam zu hysterischen Gewaltausbrüchen, im Rahmen derer sich die beiden Mädchen bald nach dem Leben trachten. Da wird nichts geschönt: Tsutsumis Regie wandelt souverän auf der Grenze zwischen Chaoskomödie und Slasherfilm. Insofern ist 2LDK blutig und äußerst aggressiv, erschöpft sich auch nicht in seiner Schlusspointe, sondern besteht auch ein wiederholtes Ansehen, da der Film ganz elementar auf Spannung baut. Darstellerleistungen und Kamera fügen sich brilliant diesem reduzierten Spiel... Technisch sind beide DVD gleich aufgemacht - mit Hintergrundinfos wie Interviews und Making Of, Trailern usw. Bei ARAGAMI fallen auf der rezensierten Scheibe zwei Stellen auf, in denen das Bild verpixelt. Die deutsche Synchro ist jedoch in beiden Filmen annehmbar, druckvoll und sehr stimmlastig gemischt. Besonders die Menügestaltung bei 2LDK kann als liebevoll bezeichnet werden. Beide Filme haben keine Echtzeitanzeige. Wer Easteggs sucht, wird fündig - aber nicht zu viel erwarten... Wer sich für modernes asiatisches Kino interessiert, wird um die beiden Trendfilme nicht herumkommen, empfehlen kann man jedoch nur 2LDK, der über seine groteske Story hinaus doch Einiges über die Lebensumstände in Tokyo vermittelt. Erhältlich im Fachhandel und bei www.sazuma.com. :ms:
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