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Dornenreich
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in luft geritzt
(Prophecy) CD, 10 Tracks
Der Sprachduktus von Dornenreich reicht von expressiver
Lyrik bis hin zu platten, sloganhaften Banalitäten. Leider haben
seit dem Hexenwind-Album besonders letztere zugenommen und dürften
vor allem älteren Fans schwer zu schlucken geben. Wo ist die Grenze
zum Kitsch, zur unfreiwilligen Parodie? Sind Passagen wie „Erde
schält Blume“ hohe Lyrik oder simple Worthülsen? Scheinbar
haben Dornenreich den Außenblick auf sich selbst verloren: Sie geben
sich immer noch als sizidale Poeten, die den ewigen Mythos des romantisch
Verklärten anrufen. Auch bei in luft geritzt, der Name sagt es bereits,
steht mehr das Wollen und das Behauptete im Vordergrund: Die Tiefgründigkeit
wird mit dem Brecheisen erzwungen und immer wieder ausgerufen –
wer es nicht merkt hat eben keinen Zugang. Auf in luft geritzt begehen
Dornenreich zwar neue Pfade, ohne jedoch dabei die selbst gesteckten Grenzen
zu verlassen. Die Musik ist nun akustisch und dennoch wirkt alles immer
noch wie ein Dornenreich-Album. Das kann man natürlich Stil nennen.
Aus der guten Idee wird leider eine endlose Wiederholungsschleife: Stark
und hart angeschlagene Gitarrenakkorde auf der Akustikgitarre sind die
Basis, als Kompagnon eine Geige, die in den zehn Liedern die immergleiche
Melodie zu spielen scheint, dazu der geflüsterte Sprechgesang –
ab dem dritten Stück stellt sich merklich Langeweile ein. Abwechslung
wäre hier von Nöten gewesen, um einen Spannungsbogen aufzubauen,
den Hörer in den Bann zu ziehen. Nichts dergleichen.
Dornenreich haben inzwischen kaum noch etwas Wesentliches
zu sagen, sie bleiben selbst bei einer musikalischen Veränderung
wie in luft geritzt auf der Stelle stehen, wirken prätentiös
und musizieren nur noch für den eingeschworenen Fankreis, der garnichts
anderes möchte, als die hermetische Welt von Dornenreich. Für
diese ist auch in luft geritzt gedacht – darüberhinaus dürfte
die Wirkung von Dornenreich ungemerkt verpuffen.
Martin Kreischer
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