Deutsch Nepal
Amygdala
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(Autarkeia 2012) CD 9 Tracks
Wer schwedischen Postindustrial einmal live erlebt
hat, wird sich wundern, dass einige dieser Künstler bereits seit
über 20 Jahren durchhalten angesichts des Alkoholpegels, der dort
meist präsentiert wird. Aber Autodestruktion gehört von je her
zum Image der Industrial Culture. Und während Performances von Deutsch
Nepal alias Lina Baby Doll nicht selten im Chaos versinken, gelingen dem
Soundtüftler aus Bocksholm auf CD erstaunliche Werke.
"Amygdala" bezeichnet jenen Teil des Gehirns,
mit dem wir Angst empfinden, und Angst Pop war bereits das Synonym, das
die australischen Pioniere S.P.K. ihrer Noiseart gaben. dabei ist Deutsch
Nepal vom ersten prägnanten Album "Deflagration of Hell"
(Staalplaat) an eher rituell orientiert und setzt desorientiertenden Noise
nur sehr punktuell ein. Man könnte sogar von einer Mischung aus Dark
Ambient und Ritualrhythmen sprechen, die auf "Amygdala" mit
klagenden und wehmütigen Vocals gemischt werden. Auch dies ist einzigartig
in einem kreativ sehr begrenzten Feld: Bei Deutsch Nepal wurde die Stimme
immer wichtiger.
Höhepunkt des Albums ist das in vielerlei Hinsicht
ebenso typisch wie letztlich perfekt arrangierte "Invitation to Heaven",
das zugleich das zu erwartende Mantra "Aaaamygdaaalaaa" enthält,
das man von Konzerten kennt. Andere Tracks überschreiten gar die
Grenze zum Military Pop und Martial Industrial mit metallisch harten Beats,
andere bleiben filigran und verspielt.
Insgesamt hat Deutsch Nepal der Abschied vom Stammlabel
Cold Meat sichtlich gut getan, denn der Sound hier wirkt frischer, origineller,
'autarker' eben, wie das Label Autarkeia verspricht. Wer von der merkwürdige
leeren und unfertigen "Dystopian Partycollection" (CMI) enttäuscht
war, wird sich hier mehr als versöhnen, denn "Amygdala"
hält problemlos mit den frühen Klassikern mit und denkt auch
das eindrucksvolle Nebenprojekt Janitor mit ein. Ein erfreuliches Album.
:ms:
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