DEAD SPACE

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(EA Games) PlayStation 3

Dead Space ist in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert. Als erstes ist das Spiel Ausdruck eines Paradigmenwechsels bei Branchenprimus EA. Bislang hat die Firma eher auf Renn- und Sportspiele gesetzt, beherrschte durch erfolgreiche Franchise-Umsetzungen zu „Der Herr der Ringe“ oder „Harry Potter“ den gesamten Markt. Das hat EA jedoch neben einem beachtlichen Cash-Flow auch den Unbill der Gaming-Community eingebracht. Nun wird unter neuer Ägide wieder mehr auf die Core-Gamer gesetzt, EA versucht sich neu zu erfinden und sucht wieder mehr die Nähe zu den Hardcore-Spielern über Innovationen und erwachsene Spielkonzepte: Ein Horror-Survival-Spiel aus dem Hause EA ist ein Novum.

Damit ist Dead Space eine Art Premiere, die zudem exemplarisch aufzeigt, wie das Genre funktioniert: Anspannen und Entspannen müssen in Gleichgewicht gebracht werden. Als Vorbild für die Handlung könnte Alien oder Event Horizon Pate gestanden haben: Ein Raumschiff wird über einen Hilferuf auf eine Raumstation gelockt, auf der etwas nicht in Ordnung scheint. Kaum angekommen finden die Helfer ein Bild der Zerstörung vor: Überall liegen Leichen, etwas Schreckliches scheint sich an Bord ereignet zu haben. Nach dem Eindringen ins Innere gibt es kein Zurück mehr, deformierte Kreaturen tauchen auf und attackieren die Neuankömmlinge. Um sich gegen die aus diversen menschlichen Teilen zusammengesetzten Wesen zu erwehren, müssen die Gliedmaßen der Mutanten abgetrennt werden.

Dead Space spielt gekonnt auf der Klaviatur des Nervenkostüms: Ein ständig flackerndes Licht, Hell/Dunkel Kontraste, überraschende Angriffe im Rücken oder ständig die Ankündigung, das gleich etwas passieren wird … durch das konstante Versetzen des Spielers in Alarmbereitschaft wird dieser selbst für kleinste Details anfällig: War da nicht eben eine Bewegung? Hat sich da nicht ein Schatten verändert? Selbst die kleinsten Dinge rücken in den Fokus, die Paranoia wird greifbar. Auch der Sound ist archetypisch für das Genre: Grunzen, und Schmatzen künden von nahenden Feinden, kratzende Geräusche und anschwellende Geigen sind ständige Begleiter an Bord der tristen und disintegrierenden Raumstation. Ein wertvolles Instrument ist ein Plasmacutter, mit dem man die Gliedmaßen der Kreaturen abtrennen kann – Dead Space ist ein extrem brutales Schauspiel, bei dem es wundert, wie es sich an den sonst so strengen deutschen Behörden vorbeigeschlichen hat. Bereits erlegte Gegner können noch einmal mit einem Fußtritt weiter zerkleinert werden, was auch für herumliegende Leichen gilt.

Der Splatter-Anteil bei Dead Space ist hoch: so liegen einzelne Körperteile an vielen Stellen verstreut, was das Spiel in seiner abweisenden Atmosphäre noch verstärkt. Dieser sehr hohe Gore-Faktor sowie auch das formelhafte Vorgehen lassen Dead Space letztendlich auch hinter die Konkurrenz Silent Hill und Resident Evil zurückfallen – zu sehr setzt das Game auf Schauwerte. Es fehlt an Subtilität und gänzlich frischen Ideen, zu oft wirkt Dead Space wie eine Geisterbahnfahrt, bei der man schon erahnen kann, was um die nächste Ecke wartet. Dennoch hat das Spiel einige der wirklich schlimmsten Schreckensmomente der Videospielhistorie zu bieten und ist für Genrefans mit einem Faible für Weltraumhorror durchaus empfehlenswert.

Martin Kreischer