Darkwood

The Final Hour

(HeidenVolk 2003) 11 Tracks

In this Golden Kingdom
He chose the Truth to tell
But They would not listen
And cursed him to Hell

Darkwood, At the Stake

Kompilationen von Live-Material - zumal in hervorragender Qualität und von unterschiedlichen Performances - geraten oft zu einer Art Blütenlese aus dem Höhepunkten des Gesamtwerkes eines Musikers, bietet sich doch die Gelegenheit, bereits bekanntes Material noch einmal neu und eventuell noch mitreißender zu gestalten. Ein solcher Fall ist die vorliegende neue CD der deutschen Folk-Band Darkwood (wie der Name vermuten lässt aus Finsterwalde) um den Liedermacher Henryk Vogel. Auf bislang drei CDs wurde hier eine melancholische und klanglich wunderschöne Mischung aus Akustikgitarre, Streichern und Schlagwerk kreiert, welcher gerade der etwas härtere Grundton der Liveakustik sehr gut bekommt. War Vogels Stimme bislang eher zaghaft bei den deutschen und englischen Texten zu vernehmen, tritt sie hier deutlich und verdient in den Vordergrund, was einige Stücke noch eindringlicher erscheinen lässt.

Inspiriert von Hermann Hesse, Friedrich Nietzsche und anderen eher vernunftkritischen Gestalten des deutschen Geisteslebens hat sich Vogel eine Poesie von schlichter und treffender Klarheit angeeignet, mittels der er von einem verlorenen Bezug zur Natur ("Prelude"), dem Schicksal der nichtkonformen Ketzer ("At the Stake") und dem Leben als einem endlosen Kampf erzählt ("Lied der Kämpfer"). Immer wieder treten dabei martialische Anklänge in den Vordergrund, sei es musikalisch im Auftakt (Track 1 und 2) oder textlich ("Im Norden", "Der Falken Flug"), was nicht alle ZuhörerInnen goutieren werden. Doch immer finden sich diese harten textlichen Motive in Ambivalenz mit der melancholisch-melodiösen Musik. Am ehesten erkennt man darin den Weg von der Jugendbewegung der zwanziger Jahre in das sinnlose Opfer dieser Jugendlichen im Zweiten Weltkrieg. Pathetische und glorifizierende Elemente, wie man sie aus gängigen Neofolk-Acts zur Genüge kennt, bleiben hier allerdings aus. Ein finster-nostalgische Tragik überschattet diese CD, die sowohl in ihren englischen wie auch ihren deutschen Passagen zu überzeugen weiß und Darkwood eindeutig als eine der eigenständigsten und stilistisch versiertesten Neofolk-Bands bestätigt.

Anm.: Die Aufnahmen der CD stammen von den Auftritten beim 11. Wave-Gotik-Treffen in Leipzig 2002, in Yverdon / Schweiz im August 2002 sowie beim Black-Festival in Darmstadt, Mai 2002.

M.N.