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CON-DOM
Live in Japan 2003
CD mit einem Track im Jewelcase Teito Sound Company
Mike Dando der mit Con-Dom nun seit 25 Jahren sein Unwesen
treibt steht vermutlich wie kein Zweiter für ursprüngliche zynisch-brutale
Energie und amoralische Manifestation der scheußlichsten Dinge auf
dieser Welt. Im März 2003 trat er gemeinsam mit den nicht weniger
radikalen Genocide Organ in der „Pratze“ in Tokyo auf. Das
Konzert wurde qualitativ hochwertig mitgeschnitten und vier Jahre später
auf CD veröffentlicht. Leider hat man sich nicht die Mühe gemacht,
die einzelnen Stücke in entsprechende Tracks aufzuspalten. So lassen
sich einzelne Passagen nicht direkt ansteuern. Dies ist allerdings nur
ein kleines Manko bei einer ansonsten hervorragenden Veröffentlichung.
Der ganze Auftritt war dem Ausnahmeautoren Yukio Mishima gewidmet, der
bereits unzählige Musiker zu kreativen Höchstleistungen inspiriert
hat. Mike Dando nimmt hier die Figur des Mishimas als Anhaltspunkt um
seine Beobachtungen im Bezug zu Authorität, Loyalität und Dekadenz
im modernen Japan zu transportieren.
Das hier zu hörende Material wirkt sehr ungewöhnlich
für Con-Dom, zwar wird man auch hier mit einer niederschmetternden
Lärmkaskade nach der anderen malträtiert, dennoch mischen sich
in die infernalischen Klangwände an ein paar Stellen fast melodische
Fragmente, die dem Gehörten eine ungewöhnliche Klang-Ästhetik
verleihen, bisweilen fast majestätisch erhaben, obwohl Dando mal
wieder bis zu den Ellbogen im Dreck wühlt und ihn unkommentiert ins
Publikum feuert.
Fast 40 Minuten Schocktherapie, keine Zurückhaltung
und keine Bewertung der Informationen durch den Musiker, der Zuschauer
wird mit Angst, Schmerz und Wut in ungeahnter Intensität konfrontiert.
Nachdem die Musik verklungen ist, macht Dando seinem Publikum nochmals
lautstark deutlich, dass er kein Interesse daran hat belehrend zu wirken
oder irgendwelche Botschaften zu transportieren, er ist nur hier um Bericht
zu erstatten über eine außer Kontrolle geratene Kultur. Mit
dieser Veröffentlichung setzt sich Dando erfolgreich an die Spitze
dessen was häufig Power Electronics genannt wird, doch anders als
bei den meisten, sich in infantilen Perversionen suhlenden, Kollegen ist
er authentisch und weiß auch einem gehobenem intellektuellen Anspruch
zu genügen. Diese Live-CD ist eigentlich ein Muss für jeden
der kritisch mit der heutigen Zivilisation umgeht und über genug
Reflexionsgabe verfügt umd das Gehörte zu verarbeiten.
Daniel Novak
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