JEAN COCTEAU EDITION
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Regie: Jean Cocteau / F 1947-1949 / 293 Min.
Darsteller: Jean Marais
Produktion: Jean Cocteau
Freigabe: FSK 16
Vertrieb: ATMedien / Pierrot le Fou
Start Kauf-DVD: 28.8.2009
Jean Cocteau, seines Zeichens Schriftsteller, Maler
und Schauspieler, war zugleich einer der bedeutendsten Regisseure des
klassischen französischen Kinos. Mit seinen phantastischen Traumspielen
ORPHÈE und DIE SCHÖNE UND DAS BIEST bereicherte er die Welt
des Films um faszinierende Visionen, die oft neben dem Surrealismus eingeordnet
werden, ohne dass sie mit diesem verwechselt werden sollten. Bei Cocteau
geht es um Träume, um die Macht der Phantasie als Quelle der Kunst.
Daher ist das zentrale Werk eigentliche die Orpheus-Trilogie DAS BLUT
EINES DICHTERS, ORPHÉE und DAS TESTAMENT DES ORPHEUS, in denen
der Künstler (meist dargestellt von Jean Marais) eine verlustvolle
Reise in die Unterwelt antritt, in die Welt hinter den Spiegeln. Kunst
und Tod, und die ewige Sehnsucht nach Schönheit und Liebe, das sind
seine Themen.
Die aktuelle Edition mit drei Filmen Cocteaus enthält
nur den zentralen Teil der Trilogie, ORPHÉE, und ergänzt diesen
mit zwei weiteren Klassikern: den Dramen DER DOPPELADLER und DIE SCHRECKLICHEN
ELTERN. Während ORPHÈE in einer sehr guten Qualität auf
deutsch und französisch sowie mit zahlreichem Bonusmaterial vorliegt,
muss man sich bei den anderen Filmen mit Fernsehqualität und Untertiteln
begnügen. Das erscheint etwas lieblos, denn die Box ist aufwändig
und schön gestaltet. Interessantester Bonus ist eine Dokumentation
von Marc Caro (ALIEN 4 – RESURRECTION) über die Spezialeffekte
bei Cocteau, die von Rückwärtseffekten über Zeitlupe bis
zu Stopptricks reichen und Cocteau auch hier als Pionier erscheinen lassen.
Ein unerwartete Verbindung.
So ist die Cocteau Edition eine erfreuliche Veröffentlichung,
die leider etwas hinter den Möglichkeiten zurückbleibt und nicht
mit den restaurierten Ausgaben der amerikanischen Criterion-Edition vergleichbar
ist.
Zumindest ORPHÉE kann so von einer neuen
Generation als atemberaubendes Traumspiel wiederentdeckt werden –
ein früher Klassiker des Fantasy-Kinos, der noch heute frisch und
inspirierend wirkt.
Fazit: erfreuliche, aber etwas lieblose Klassiker-Edition
Marcus Stiglegger
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