Circular

Shaping the Unknown

BESTELLEN

(Loki 2006) 9 Tracks, Digipak

In einer Zeit, die nicht zuletzt aufrgund der technischen Gegebenheiten eine Schwemme von Ambient- und Darkambientmusik zu ertragen hat, ist es nicht leicht, sich angemessen mit dieser Musik zu konfrontieren. Flächige Klänge, Effektmodulationen und dezente Rhyhtmen gehören zu den Klischees dieser Musik wie zu jedem stylishen Computerspiel. Es wäre also möglich, sich an anderen Genres zu orientieren und als Hybrid zu arbeiten, wie es immer häufiger zu beobachten ist: Ambient mit Folk-, Jazz-, Klassik- oder Psychedelic-Elementen - oder gar zermürbenden, noisigen Industrial-Darkambient. Eine andere Möglichkeit ist die Rückkehr zu den Wurzeln dieser Musik, zu den reinen Fieldrecordings, wie es Geir Jenssen von Biosphere gerade demonstriert hat, oder zu den alten Meistern des Anbientgenres: Brian Eno, Tangerine Dream, Popol Vuh und Klaus Schulze.

Johannes Riedel (Circular) hat sich für letztere Möglichkeit entschieden, arbeitet konsequent mit analogen Synthesizern und dezenten Modulationen. Das garantiert ihm einen spacig-meditativen Sound, auf dessen Basis er langsame Strukturen entfaltet, geheimnisvolle Geräusche auftauchen und verschwinden lässt und gelegentlich auch pulsierende Rhythmen entwickelt. Als Grundidee dient ihm die Klangskulptur, ausgehend vom "Triangular Centre" (Track 1), einem verhallten imaginären Raum. Dann erfolgt die Erkundung des Unbekannten, um dessen Formen zu erkennen ("Shaping the Unknown"), über die "Ellipses in-between sculptures" (Track 2), das "Swirling around the cuboid" (Track 5), bis hin zum (final?) "Draft" (Track 9). Was als fernes Echo beginnt, entwickelt sich hier meist in sphärisch-hypnotische, mitunter auch fast - und nur fast - orchestrale Höhen hinein. Peter Andersson von Raison d'être hat mit solch verlorenen Klängen in den letzten Jahren experimentiert, aber letztlich kennt man diese klangliche Assoziationwelt von den letzten großen Werken von Tangerine Dream und Klaus Schulze aus den späten 1970er Jahren: das Unheimliche und das Heilige nah beieinander, verdichtet in einem abstrakten Klang/Raum.

Das Debüt von Circular ist klangästhetisch wunderschön, ein reifes Werk aus einem Guss, vollendet gemischt und im fast futuristisch gestalteten Digipak präsentiert. Eine großartige Ambient-CD, die den geneigten Zuhörer entführt auf eine Reise 'jenseits des Jupiters', wie es in Kubricks 2001 heißt... Ein erster Geheimtip für dieses junge Jahr 2007.

:ms: