Fellinis Casanova

4,5 / 5 Sterne

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Originaltitel: : Il Casanova di Federico Fellini
Label: Arthaus
Genre: Drama
Produktionsjahr: 1976
Produktionsland: Italien
Kinostart: 21.01.1977
FSK: ab 12 Jahren
Lauflänge: 148 Minuten
Stab
Regie: Federico Fellini
Drehbuch: Federico Fellini, Bernardino Zapponi
Kamera: Giuseppe Rotunno
Produktion: Alberto Grimaldi
Technische Angaben
DVD Bild: 1,77:1 (Letterbox)
DVD Sprachen/Ton: Deutsch, Französisch, Englisch, Italienisch (Mono Dolby Digital)
DVD Untertitel: Deutsch
DVD Extras: Dokumentation "The Magic of Fellini"


Federico Fellini kann als einer der großen Visionäre des italienischen Kinos gelten. Seine oft improviserten Monumentalwerke erkundeten eine spezifische. sehr sinnliche Sicht auf die italienische Kultur und Geschichte, arbeiteten an Gegenwart wie auch an der Vergangenheit und kreierten immer wieder Tableaus von farbenprächtiger, bizarrer Schönheit. Bekannt wurde er auch für seine meist überzeichnete Typenbesetzung, die Filme wie SATYRICON und CASANOVA zu nahezu srrealen Ereignissen geraten lässt. Mit seinem Sittengemälde CASANOVA, das nun bei Kinowelt als DVD vorliegt, schuf er einen episodischen Prototyp für das libertine Kino von Tinto Brass und sogar spätere Historienpornos von Joe d'Amato. Zugleich unterläuft die Inszenierung das sinnenfrohe Treiben durch irritierende Brüche und eine Besetzung gegen den Strich...

"Wegen schwarzer Magie verhaftet, bricht Giacomo Casanova (Donald Sutherland) 1756 aus den Bleikammern Venedigs aus und flüchtet durch ganz Europa. Hier lebt er seine sexuellen Phantasien und Obsessionen aus, doch die dekadente Gesellschaft lässt ihn zum tragikomischen Helden werden: Zwischen Masken und Kulissen wird der Schürzenjäger Opfer seines selbst auferlegten sexuellen Leistungsdrucks... " (Pressetext)

CASANOVA ist also keine pornographische Phantasie vom omnipotenten Liebhaber, sondern vielmehr ein melancholisches Dokument von langsamen Scheitern dieses Modells. Schon früh gewahrt man in dem mit Donald Sutherland ungewöhnlich besetzten Titelhelden eine lächerliche, tragische Figur, deren Altern wir über zweieinhalb Stunden mitverfolgen. Neben amüsante und lichtdurchflutete Episoden voller Schönheit (etwa die Henriette-Episode mit Tina Aumont) stellt Fellini düstere Szenarien von Dekadenz und Verfall. Die ausgestellte Künstlichkeit der Inszenierung ist dabei durchaus gewöhnungsbedürftig.

Die DVD von Kinowelt bietet den Film in seiner Originalfassung und in der deutschen Synchronisation, wobei der Original-Monomix beibehalten wurde. Das Bild erscheint leicht körnig und kontrastreich, was vermutlich dem intendierten Bildeindruck entspricht. Als einziger - wenn auch großes - Extra findet sich hier eine Dokumentation über Fellinis Regiestil, in der zahrleiche prominente SchaupielerInnen und Mitarbeiter zu Wort kommen. Eine gelungene und seröse Aufarbeitung von Fellinis ungewöhnlicher Karriere. Der Film selbst ist vor allem für Fans des transgressiven italienischen Kinos der 1970er Jahre interessant, einem großen Publikum wird er eher sprerig und gewöhnungsbedürftig erscheinen. Dessen ungeachtet ist CASANOVA eine wichtige und bemrkenswerte Veröffentlichung, die den Fellini-DVD auf MGM/UA in Aufmachung und Gestaltung überlegen ist.

Anmerkung: Fellinis opulenter Bilderreigen über den legendären Frauenhelden wurde mit zwei British Academy Awards für die Beste Ausstattung und die Besten Kostüme sowie mit einem Oscar® für die Besten Köstüme prämiert!

Marcus Stiglegger