CALL OF DUTY – WORLD AT WAR

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(Activision) PlayStation 3

Krieg ist immer binär. Es gibt nur Feind oder Verbündete. Das macht das Kriegsgenre so übersichtlich: Zum Schießen braucht es keine Finessen oder langen Überlegungen. Eine der großen Serien des Genre ist die Call of Duty-Reihe, die nunmehr wieder zum zweiten Weltkrieg zurückkehrt – der letztjährige Ausflug in eine nahe Zukunft von Call of Duty – Modern Warfare wird (noch) nicht fortgesetzt. Da aber die Normandie inzwischen schon von genug Spielen mit WKII-Szenario abgegrast wurde, geht es nunmehr in den pazifischen Raum. In welchem sich allerdings die gleichen Dinge wie in allen Kriegs-Shootern abspielen: Ohne große Story geht es an die Gewehre, Deckung suchen, Granaten werfen, Gegner ausschalten. Auch Call of Duty - World at War braucht das binäre, die Schwarz-Weiß-Malerei, gut und böse sind klar verteilt: Hier die guten Marines, dort die todessehnsüchtigen Japaner.

Der Exotismus wartet an allen Ecken und Enden: Die Japaner sind unerbittliche Krieger, mit einem Kamikaze-Ethos und dem berühmten Banzai-Ruf auf den Lippen. Die Grenzen des Spiels sind jedoch stets sichtbar und werden durch die simple Weltsicht unterstützt: Die Überzeichnung ist so stark und so grotesk, dass es schwer fällt, hier tatsächliche Geschehnisse oder eine realistische Darstellung hineinzuinterpretieren. Die Pixelhaufen bleiben Pixelhaufen, sie sind reine Schießbudenfiguren, die nicht aus dem Rahmen des Spieles heraustreten, ein stärker visualisiertes Schach. Durch die starke Archetypisierung und das fast gleiche Aussehen aller Charaktere bleiben sie reine Pappmachéfiguren. Besonders im Multiplayer-Modus wird dies auffällig: Jeder Spieler hat ein gewisses Set an Eigenschaften, dass er vor dem Eintritt in die Arena wählen kann, womit alle Mitspieler mehr oder minder gleich aussehen. Zudem bekommt man stets ein bestimmte Seite zugeteilt: Deutsch, Russisch, Japanisch, Amerikanisch. Je nach Wahl erschallen die stets gleichen billigen Propagandasprüche über die Lautsprecher, so rufen die Japaner immer wieder den Tenno an, das hat fast schon etwas ironisches.

Dennoch bleibt Call of Duty - World at War ein Kriegs-Shooter, der für Anhänger des Genre die richtige Mischung aus Kriegsszenario, billigem Pathos und taktischem Vorgehen bietet, zumal das neue Szenario durch geschickte Einfälle und ein stimmiges Ambiente überzeugt. Besonders die Mehrspielermodi dürften wieder für volle Server sorgen, zumal hier das Aufsteigen auf der Karriereleiter mit neuen Waffen und Boni belohnt wird. Wer nun den D-Day bereits auswendig kennt, darf sich auf den Pazifik freuen.

Martin Kreischer