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C.O. Caspar
Reports from this Lunatic Asylum
(Hau Ruck! / Tesco 2009) CD 12 Tracks
Psychosen und Geisteskrankheiten beschäftigen die Kunst
schon seit Jahrhunderten. Auch im Post-Industrial Bereich gibt es unzählige
Veröffentlichungen, die sich diesem Themenkomplex widmen. Eine gerne
benutzte Pointe ist hierbei, statt sich mit diagnostizierbaren Störungen
des menschlichen Geistes zu beschäftigen, die pathologische Struktur
unser modernen Gesellschaft herauszuarbeiten.. C.O. CASPAR bedient sich
auf seiner aktuellen Veröffentlichung genau dieser Methodik mit beissendem
Humor. Da der Herr nun schon das 74. Lebensjahr erreicht hat und mit seinen
sperrigen, teils stark überdrehten Performances und Toncollagen länger
zugange ist, als es den Begriff „Industrial Music“ überhaupt
gibt, ist dieser Tonträger auch von einer hohen handwerklichen und
künstlerischen Präzision. Schnörkellos und ohne Polemik
mischt er verschiedene Möglichkeiten der Tonerzeugung, -wiedergabe
und -verbiegung zu einem homogenen Ganzen. Für ein C.O. Caspar Album
gestaltet sich die CD ungewöhnlich ruhig, denn die meisten Veröffentlichungen
dieses Künstlers sind üblicherweise hervorragend für extreme
Lasttests der Heimanlage gut zu gebrauchen. Hier zeigt sich seine sarkastische,
nachdenkliche Seite. Flächenklänge, ambientartige Geräuschstrukturen
und der häufige Einsatz von teils witzigen, teils verstörenden
Samples prägen das Klangbild. Bisweilen hat der Hörer das Gefühl,
mit einer Fernbedienung durch ein inneres Fernsehprogramm zu „zappen“
und dabei immer wieder die unangenehmen Programme zu erwischen, die einem
ungeschönt offen legen, dass man um völlig entrückte und
krankhafte Situationen zu erleben nicht zwingend eine reale Irrenanstalt
besuchen muss. Eine Fußgängerzone, ein Stadtpark oder auch
nur das normale Fernsehprogramm reichen völlig aus. Jedoch muss man
leider auch Kritik üben.So virtuos die Umsetzung dieses leidlich
neuen Themas auch ist, C.O. Caspar CDs haben alle das gleiche Manko: Sie
sind aufregend und smart, aber weit von der eindringlichen atavistischen
Energie entfernt, die der „alte Mann“ in seinen Live-Auftritten
ins Publikum überträgt. Ihm daraus einen Strick zu drehen wäre
allerdings ungerecht, auch wenn dieser Tonträger im Grunde nur Vorfreude
auf die nächste Live-Performance macht, bleibt er qualitativ hochwertig,
aufregend und beklemmend unterhaltsam.
Daniel Novak
LISTEN ONE C.O.C. TRACK: www.myspace.com/hauruckorg
VISIT C.O.C HOMEPAGE: C.O.Caspar homepage
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