Drape Excrement Borrowed Time (Art Konkret 2002) CD 16 Tracks Obwohl das Post-Industrial-Label Art Konkret aus Karlsruhe nicht gerade zu den produktivsten des Genres zählt, ist es gleichwohl eines der seit Jahren beständigsten. Neben dem populärsten Act, dem Darkambient-Projekt Tho-So-Aa, war es lange die hauseigene Band Söldnergeist, hinter der mit Alexis Weimer und Markus Kropfreiter die Labelchefs selbst steckten, die dem Label ein Gesicht gab. Doch mit der großen Phase der Power Electronics Anfang bis Mitte der neunziger Jahre verschwand auch diese Band... Kropfreiter übernahm nicht nur das Label, sondern schuf mit Drape Excrement auch eine eigene musikalische Basis, die mit klangtechnisch größerer Bandbreite das Erbe übernahm. "Borrowed Time" ist nun nicht der erste Tonträger dieses Projekts, in vieler Hinsicht jedoch könnte man die lange und vielschichtige CD als eine Quintessenz der Schaffens der letzten Jahre einstufen. Geboten wird extrem düstere und niederdrückende Postindustrial-Musik mit ambienten Passagen wie auch aufwühlenden und experimentellen Passagen. Immer wieder kommen Samples im Hintergrund zum tragen, nie jedoch vernimmt man hier die etwa für Power Electronics typischen harschen Vocals. Die Titel weisen jedoch in die naheliegende kulturpessimistische Richtung: "Man is the Cruelest Animal", "Die Sünden der Väter", "Suicidal Lovers", "Collateral damage", "Killing Causes Killing"... Selten war solche Musik dem zeitgenössischen politischen Klima angemessener, selten war der verzweifelte Ruf nach einer friedlicheren Welt hinter den grimmigen Klanglabyrinthen spürbarer. Ähnlich beklemmende Collagen produzieren allenfalls Schloss Tegal und Anenzephalia. "Borrowed Time" wird mit einem stilvollen erdfarben gestalteten Cover im Jewelcase präsentiert. Wer nach einer künstlerischen Abstraktion destruktiver Phänomene sucht, wird mit Drape Excrement zugleich Affirmation und kleinen Trost finden: "And there will be such immense darkness that one can feel it." Weniger gestählte HörerInnen greifen aus dem selben Grund besser zu Massive Attacks "100th Widow". Christoph Donarski |
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