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GEBURT
EINER NATION
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Regie: D. W. Griffith, = David Wark Griffith
Buch: D. W. Griffith, Frank E. Woods, Thomas F. Dixon Jr.
Literarische Vorlage: nach den Romanen The Leopard´s Spots und The
Clansman und dem Theaterstück The Clansman von Thomas F. Dixon Jr.
Kamera: G. W. Bitzer
Schnitt: D. W. Griffith, Joseph Henabery, James Smith, Rose Smith, Raoul
Walsh
Produktion: Griffith Feature Films, D. W. Griffith, David Shepard, H.
E. Aitken
Musik: Joseph Carl Breil, D. W. Griffith
Darsteller: Lillian Gish, Mae Marsh, Henry B. Walthall, Miriam Cooper,
Mary Alden, Ralph Lewis, George Siegmann, Walter Long, Robert Harron,
Wallace Reid, Joseph Henabery, Elmer Clifton, Josephine Crowell, Spottiswoode
Aitken, George Beranger
DVD 9, codefree, s/w viragiert, 187 Min., PAL, 4:3, Dolby Digital 2.0,
Englisch OV mit dt. UT
Einige Filme will man im Leben
nicht zweimal sehen. GEBURT EINER NATION ist ein solcher Fall. Zweifellos
ist David Wark Griffith's Opus von 1915 einer der bemerkenswertesten der
Filmgeschichte - das erste große historische Epos, verwirklicht
mit einem gigantischen 110.000 Dollar-Budget und maximalem Werbeaufwand.
Mit Lillian Gish in der Hauptrolle erzählt der Film vom Schicksal
zweier befreundeter Familien, die der amerikanische Sezessionskrieg 1861–1865
zu entzweien droht.
Nachdem die befreiten Schwarzen Amerikaner die Macht übernommen
haben - so will es der Film - bricht das Chaos aus. Der wagemutige Held
Ben Cameron schreitet als echter Südstaatler zur Tat und gründet
den Ku-Klux-Klan als Hilfstruppe, die Recht und Ordnung wieder etabliert.
Was wie eine Satire auf amerikanischen Rassismus klingt,
ist von Griffith ernst gemeinte Geschichtsschreibung, und im Booklet der
nun erschienenen DVD findet man dazu einige Stellungenamen des Regisseurs,
den den Film ursprünglich nach seiner Romanvorlage THE CLANSMAN benennen
wollte.
Der DVD-Veröffentlichung von absolut medien ist
nichts vorzuwerfen - man präsentiert den Film als kontroversen Klassiker
und bietet ein umfassendes Booklet mit höchst interessanten Quellentexten
zum Thema (überhaupt ist die Textsammlung auf dem deutschen Markt
bislang einzigartig und macht seltene Quellen zugänglich). Die Kritik
wird quasi im Diskurs geliefert.
Sieht man den zweiten Teil des dreistündigen Films
heute neu, erstaunt die Drastik der rassisischen Inszenierung. U.a. werden
die meisten Schwarzen - zumindest jene mit Sprechrollen - von burlesk
geschminkten Weißen gespielt. Von ihnen scheint hier nichts als
Inkompetenz, Gier und sexuelle bedrohung auszugehen. Folgerichtig beschwört
Griffith das finale Eingreifen des Klan als erlösenden Akt zum allgemeinen
Jubel.
Auch in Nazi-Deutschland gab es solche Werke - manche durchaus
von kundiger Hand (Veit Harlan) inszeniert. Doch diese Filme gelten noch
heute als völkerrechtswidrige Propaganda und werden in den Archiven
verschlossen gehalten. In den USA jedoch feiert man Griffith's Polemik
als Meisterwerk und setzt es tatsächlich noch heute im Schulunterricht
ein. Eigenartige Welt...
Man wartet auf Griffith's wirklich unantastbares Werk:
INTOLERANCE.
Marcus Stiglegger
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