Labelspecial: BEAST OF PREY (Polen)

Hinter dem holprigen Namen BEAST OF PREY stehen seit Anfang des neuen Jahrtausends ein polnisches Label und Magazin.
Gerade mit den diesjährigen Veröffentlichungen haben sie ein recht beachtliches Maß an Qualität bewiesen, bleibt zu hoffen das dieser Trend anhält, denn hochwertige Osteuropäische Labels und Vertriebe sind leider eher selten.

http://www.beastofprey.com/lab_A_nowosci.htm

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DROIN

Time to Reconsider

CDR mit 10 Tracks in einem Pappkuvert - Beast of Prey (CDR)

Kriegshistorischer Dark-Ambient ist eine inzwischen fest etablierte Spielart der post-industriellen Musik. Doch während die Heroen dieses Genres ihre Themen anspruchsvoll und analytisch angehen um der Komplexität des Themas gerecht zu werden, gibt es derzeit eine ganze Flut an eher oberflächlichen und auch selbstzweckhaften Projekten. Das polnische Projekt DROIN kann nun weder in die eine noch in die andere Sparte eingeordnet werden. Die Gestaltung der Veröffentlich fällt eher durch „konventionelle“ Unkonventionalität auf, ein eindeutig dem 2. Weltkrieg zuzuordnendes Kampfflugzeug in stark kontrastierter Schwarzweißfotografie, dazu Schwerter und ein passendes Plato Zitat „Nur die Toten haben das Ende des Krieges gesehen.“.
Leider ist ein derartiger Habitus heutzutage weder innovativ, noch provokant und leider meist das einzig bemerkenswerte an solchen Veröffentlichungen. Die Musik an sich kann man allerdings durchaus als gelungen bezeichnen. Es ist wenig Bezug zur Thematik auszumachen, von einem assoziativen Standpunkt aus ist sie eher beliebig interpretierbar, es rauscht, dröhnt und ab und zu kracht es auch. Samples sind selten vorhanden und dann meist eher unverständlich so das auch kein Kontext auszumachen ist. Ohner Heroismus, wenig bis gar kein Pathos. Oft wirken die Stücke angenehm bedrohlich und sind schön „strukturiert“. Man kann diese CD durchaus in einem Rutsch hören ohne das qualitativ ein nennenswertes Gefälle auszumachen ist. In ihren besten Momenten erinnert sie stark an STURMOVIK, allerdings ohne deren Vielseitigkeit zu erreichen.
Auch wenn diese CD nicht zwingend zu einer eingehenden Auseinandersetzung mit dem selbst gewählten Thema einlädt, und die historisch martialische Thematik ein wenig aufgesetzt wirkt muss man dennoch ein Lob aussprechen, da sie technich einwandfrei und sehr atmosphärisch ausgefallen ist. Eigentlich schade das man sich mit plakativem Habitus selbst ein Stück weit den Wind aus den Segeln nimmt. Wie auch immer, schlechter als wenige, besser als die meisten.

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ATUM / ROTO VISAGE

Syndrom Cotarda

CDR mit 6 Tracks in einem Pappkuvert - Beast of Prey

Die Auseinandersetzung mit psychischen Defekten und Krankheitsbildern ist von Anfang ein beliebtes Thema im Industrial-Umfeld gewesen und wird heute auch noch gerne bemüht um sich mehr oder weniger gelungen einem Konzept zu widmen. Meist wirkt dieses Konzept doch eher aufgesetzt, um banales ein wenig „tiefer“ wirken zu lassen. Bei dieser Veröffentlichung ist dies allerdings nicht der Fall. Was das so genannte Cotard-Syndrom, bei dem der betroffene meint Teile seines Körpers oder gar er als ganzes wären tot, nun genau ist, soll jeder für sich selbst recherchieren. Auf dieser Split-Veröffentlichung treffen nun ROTO VISAGE (Jason Popejoy) eine wichtige Persönlichkeit in Sachen Dark Ambient und die eher unbekannten ATUM aufeinander. Abwechselnd ziehen sie den Zuschauer äusserst wirkungsvoll in einen Sog aus Wahnsinn. Aber in einer Art und Weise das dieser Wahnsinn eben nicht abschreckt sondern eher fasziniert und ein Stück weit auch verständlich wird. Angenehmerweise gibt es hier kein Kreischen und Brüllen zu hören, sprich das was sich Otto N. unter Wahnsinn vorstellt. Im Gegenteil, langsam, ruhig aber drückend wir mit kaltem Windhauch der Verstand narkotisiert, nur kurz und leise gebrochen vom „Irsinn". In dieser eisigen Kälte verlirrt sich nach und nach jede Struktur bis nur noch ein erstaunlich wenig verstörendes Brummen bleibt. Ein paar mal bäumt sich das Bewußtsein noch auf, wird aber immer wieder verdrängt. Ein Entkommen ist hier nicht möglich. Wie aus einem Guß arbeiten sich die beiden Projekte gegenseitig in die Hand, sie schaffen etwas das man durchaus als Kunststück bezeichnen kann, sie fließen in einander über, gibt man sich dem Album einfach hin, würde man nicht merken das es sich um zwei Künstler handelt.
Doch setzt man sich bewußt mit der Musik auseinander, fallen einem die Eigenheiten und Unterschiede durchaus positiv auf.
Diese CDR ist einfach durchweg ein Bravourstück, von der stilvollen Aufmachung über die mehr als gelungene Zusammenarbit bis hin zur einfach bezaubernden Geräuschkulisse. Jedem der sich ernsthaft mit Psychosen et cetera beschäftigt sei dieser Tonträger ans Herz gelegt.
Allen anderen eigentlich auch....

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ISOTHESIS

Cocoon of the Red Light

CDR mit 5 Tracks in einem Pappkuvert - Beast of Prey (CDR)

Ehemals ETERNAL DUNES nennt sich dieser Herr aus Frankreich nun ISOTHESIS und veröffentlicht seinen Erstling bei Beast of Prey in Polen. Herausgekommen ist dabei eine sehr angenehme CD, im Grunde besteht der ganze Klang als solche nur aus verschiedenen übereinander gelagerten Flächen, kaum gebrochen durch einzelne Fragmente, es kommen lediglich immer neue Flächen dazu, selbst die Sprachsamples muten eher wie eine akkustische denn wie eine textliche Untermalung an.
Thematisch ist kaum ein roter Faden auszumachen, worin bei dieser Veröffentlichung allerdings ein Teil der Stärke liegt. Es bleibt voll und ganz dem Zuhörer überlassen, welche Gedanken und Bilder er mit dieser sehr besinnlichen Musik assoziiert. Ob zu einem Glas Wein oder in der Badewanne, ISOTHESIS sind bekömmlich genug um sie jederzeit hören zu können, verbunden nur mit der kleinen Crux das sie dadurch manchmal ein wenig brav und zahm wirken. Ob man dies nun tatsächlich als negativen Kritikpunkt anführt ist fraglich. Diese CD erfüllt ihren Zweck voll und ganz im dahingleiten ohne Grenzen und Vorgaben. Ein recht gelungener Einstand.

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DESOLATION ZONE

L'homme machine

CD mit 6 Tracks in einer runden Blechdose - Beast of Prey (CD)

Öffnet man die Dose fällt der Blick als erstes auf zwei recht amüsante „Gimmicks“, so liegen der CD ein paar schwarze Latexhandschuhe und eine steril verpackte Skalpellklinge bei.
Solche Ideen wissen immer wieder zu gefallen auch wenn selten ein echter Bezug zur Musik hergestellt wird. Man widmet sich einem absolut klassischen Thema, der Verbindung von Mensch und Maschien auf verschiedenen Eben, ob nun sexuell, kulturell oder biologisch. Auch wenn diese Thematik mehrfach verwendet wurde und eigentlich bereits in den Anfängen der ganzen Industrial-Kultur eine wichtige Rolle gespielt hat, so stört der Mangel an neuen Ideen hier wenig da das Gesamtbild sehr homogen und positiv ist. Strukturell ist die Musik eher simpel, maschinelle Rythmen, ein paar Samples und effektvolle Geräusche dominieren hier, doch wird mit diesen einfachen Mittel gekonnt ein dichtes Netz gewoben das sich über den Zuhörer legt. Allzu analytisch darf man zwar nicht an die Musik herangehen, aber als Geräuschmalerei im Hintergrund oder zur Entspannung ist der Tonträger bestens geeignet.

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GENETIC TRANSMISSION

Ascetic

CD mit 3 Tracks zwischen zwei Pappscheiben - Beast of Prey (CD)

Augenfällig ist als erstes die ungewöhnliche Verpackung, zwischen zwei Pappscheiben, die mit einem Stück Schnurr zusammengehalten werden, befindet sich die CD. Leider wirkt das eher billig als schick, da es sich nur um hauchdünne Pappe handelt. Ein geringer äusserlicher Makel auf einer ansonsten sehr gelungenen CD. GENETIC TRANSMISSION ist vermutlich der profilierteste Industrial-Musiker aus Polen, der auf dieser CD erneut durchweg gute Arbeit abliefert. Da die einzelnen Tracks mit jeweils über 20 Minuten doch sehr lang bemessen sind, entfällt die Versuchung diesen Tonträger zu einem Häppchen für zwischendurch zu degradieren. Die Stücke bauhen sich langsam auf, wechseln mehrfach komplett ihre Struktur und klingen dann mehr oder weniger elegisch aus. Das Gehörte besteht aus einem komplexen Allerlei an Geräuschen, das oft bemühte Klischee das Industrial wie eine Maschinenhalle in einer Fabrik klingt, trifft hier allerdings absolut zu. Es klingt tatsächlich alles äusserst „industriell“, schnörkellos und kühl, ein durchgehender Rhythmus läßt sich nicht ausmachen. Askese bedeutet die Verneinung der eigenen Vitalität, in dieses Prinzip fügt sich die CD auch angenehm ein, sie wirkt unorganisch und maschinell, und bleibt somit ihrem Konzept treu. Etwas Mühe muss man sich schon machen um alle 3 Stücke in einem Rutsch zu hören, doch ist diese CD eine eingehende Auseinandersetzung durchaus wert.