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Blixa Bargeld
Europa kreuzweise
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(Residenz Verlag)
Blixa Bargeld schreibt ein Buch. Das ist ein großes
Versprechen und weckt Erwartungen. Der Frontmann der Einstürzenden
Neubauten ist schließlich bekannt für seine expressionistischen
Wortspielereien, -aneignungen und –umdeutungen. Eben für ein
dediziert eigenes Sprachgefühl, das sich harmonisch in den Kosmos
der Neubauten einfügt. Das Buch ist eine Reisebeschreibung, beziehungsweise
Tourbeschreibung durch die verschiedenen Städte Europas, von den
Konzerten in den Metropolen in Ost, West, Nord und Süd. Was bleibt
ist ein fades Werk ohne rechten Biss. Das heißt, nein, nicht ganz.
Biss gibt es viel: Blixa doziert über Restaurants. Seitenweise. Unterbrochen
von der fast immer gleichen Set-Liste der Konzerte. Unterbrochen von kleinen
Anekdoten über das Tourleben. Bargeld scheint müde, abgeschlafft
und lustlos. In „Europa kreuzweise“ findet sich mehr ein Hang
zum gewollt dandyhaften Geplapper als tatsächlich die sprachliche
Brillanz, die man von Bargeld erwartet. Stellenweise blitzt diese zwar
auf, um kurz darauf wieder in einem Bericht über eine ganz spezielle
Küche unterzugehen. Zudem ist er selbst genervt von seinem Musikerdasein,
welches er offensichtlich mehr als Bürde begreift als eine Aufgabe
und Lebenssinn. Europa kreuzweise ist ein ernüchterndes Buch. Nicht
sonderlich Rock’n’Roll, vielmehr Altersresignation und bürgerliche
Ausgehtipps für einen prall gefüllten Geldbeutel, inklusive
einigen Anfeindungen den Hörern gegenüber. Sind halt da, muss
man in Kauf nehmen, helfen die Rechnungen bezahlen. Wer etwas wissen möchte
über diverse Speisemöglichkeiten in europäischen Städten
kann hier zugreifen – wer die Texte der Neubauten oder die Neubauten
selbst schätzt bekommt hier eine kalte Dusche verabreicht.
Martin Kreischer
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