BAD BOY BUBBY

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Ein Film von Rolf de Heer
Australien 1993
– deutsche Fassung
– 112 Min.
Doppel-DVD mit 70 Min. Bonusmaterial
VÖ: Oktober ’08

Manche Kinder haben einfach eine behütete Kindheit. Bubby hat ziemlich viel davon: seine Mutter hält ihn seit 35 in einer schäbigen Einzimmerwohnung und verhindert jeglichen Kontakt mit der Außenwelt. Somit ist Bubbys Welt klein, er kann kaum sprechen, und seine sozialen Kontakte beschränken sich auf die voluminöse Mutter und eine scheue Katze. Die Welt draußen sei feindlich, daher trägt seine Mutter auch gelegentlich eine Gasmaske (siehe Cover). Als eines Tages Bubbys Vater 'Pup' heimkehrt, verändert sich alles.

Wie Hauptdarsteller Nicholas Hope im Interview (Bonusdisc) erklärt, ließ Rolf de Heer die Bauten so anfertigen, dass mit jedem Akt des Hinzulernens Bubbys Welt ein Stück größer wird. Als er dem elterlichen Geschlechtsakt beiwohnt und umgehend bestraft wird, beschließt er, die nächste Stufe zu erklimmen und sein Zuhause zu verlassen. Nicht allerdings, ohne zuvor seine Eltern mit einer Frischhaltefolie zu ersticken...

Rolf de Heer, dessen Psychothriller ALEXANDRA'S PROJECT international Aufsehen erregte, drehte mit BAD BOY BUBBY eine ketzerische Tragikomödie mit Kultcharakter. Bubbys Weg in die Welt, die ihm voller Irritationen begegnet, voller Liebe und Hass, Zärtlichkeit und Gewalt, ist von anrührender Absurdität und erschreckender Kälte zugleich. Es erscheint nur folgerichtig, dass der irre Prediger 'Pup', wie er sich nun nennt, zum schrägen Rock-Performer aufsteigt und sein Publikum mit nachgespielten Momenten aus seinem Leben begeistert. Dabei trägt er den Priesterkragen seines Vaters und stellt unbewusst immer wieder jene Frage, die als Theodizee bekannt ist: Wie kann es Gott geben angesichts all des Grauens in der Welt.

BAD BOY BUBBY gewann unter anderem den Spezialpreis der Jury auf den Filmfestspielen von Venedig 1993, und vier AFI Awards (australische Oscars) darunter die Preise für Beste Regie, Bestes Drehbuch und Besten Hauptdarsteller. Das neue Kölner DVD-Label Bildstörung startet mit diesem Film seine Reihe Drop Out, in der sperrige und radikale Filmkunst verlegt werden soll - und das in liebevollen und exklusiv ausgestatten Edition dazu. Die Doppel-DVD ist randvoll mit Extras - Interview mit Regisseur und Hauptdarsteller, Werbematerial, eine alternative Version des Filmanfangs in 4:3 (von Regisseur geplant) sowie - das spannedste - ein weiterer Kurzfilm mit Nick Hope als Serienmörder COFESSOR CARESSOR, der euphorisch und naiv von seinen Triebmorden berichtet.

Der Film selbst ist leicht körnig, sieht aber gut aus und verfügt über mehrere Tonspuren und einen informativen Regiekommentar. Die deutsche Synchronisation kann als sehr gelungen bezeichnet werden und bewahrt die surreale Atmosphäre des Films. Diese DVD ist der vielversprechende Auftakt eines ambitionierten Labels, das mit MARQUIS und IM GLASKÄFIG weitere Highlights im Programm hat. Für Freunde des Ungewöhnlichen und Verstörenden...

Marcus Stiglegger

http://www.bildstoerung.tv