BORN IN FLAMES

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Originaltitel: Born in Flames
Regie, Schnitt & Produktion: Lizzy Borden
Drehbuch: Ed Bowes
Kamera: Al Santana, Ed Bowes
Darsteller: Honey, Adele Bertei, Jean Satterfield, Florynce Kennedy, Becky
Johnston, Kathryn Bigelow
Genre: Science Fiction / Lesbian
Produktionsjahr: 1983
Land: USA
Kinostart: 15.02.2009
Länge: 80 Minuten
Sprachfassung: englische Originalfassung
Untertitel: deutsch
Bildformat: 4:3
DVD Extras: Kurzfilm JO FM, Kinotrailer
Bestellnummer: D503
VÖ: 24.02.2009 (Direktvermarktung)
EAN: 4040592003306
FSK: 12
Empfohlener VK: 19,90 Euro
Ländercode: 2
Disc-Type: DVD 5
Ton: Dolby Digital Stereo

BORN IN FLAMES (1983) ist ein Mythos des feministischen Kinos. Inszeniert von Lizzie Borden, die später mit dem Prostitutionsdrama WORKING GIRLS (1985) auf sich aufmerksam machte, bedient sich der Film einer wilden Mischung aus semidokumentarischen Videobildern, körnigem 16mm-Material und spontan gefilmten Konzertauftritten. Irgendwie ist BORN INF FLAMES auch ein Spielfilm, aber zugegeben: ein sehr bizarrer.

Ich wurde das erste Mal auf ihn aufmerksam, als ich las, dass die Kultregisseurin Kathryn Bigelow (NEAR DARK, 1987) hier ihren einzigen Auftritt als Schauspielerin hat. Eine kleine Rolle zwar, aber eine eindrückliche Präsenz. Man sieht sie als Zeitungsredakteurin, die in den utopischen Kampf einer feministisch-sozialistischen Frauenarmee involviert wird. Ist BORN IN FLAMES also ein Science Fiction-Film? Auch das.

Der Film spielt in der Zukunft — zehn Jahre nach einer sozialistischen Revolution in New York. Doch diese Revolution hat an der misslichen Situation der Frau nichts geändert: Noch immer sind sexuelle Belästigung, Übergriffe und Diskriminierungen an der Tagesordnung. Eines Tages schließen sich Frauen unterschiedlichen Alters, Milieus, Herkunft und sexueller Ausrichtung zusammen und nehmen den Kampf gegen das Patriarchat auf. Das ist Postpunkkino im Gefolge der 1970er Jahre, improvisiertes Undergroundkino zwischen Cinema of Transgression und Sogo Ishiis wilden Großstadtdystopien in Japan (BURST CITY, 1982). Vor allem aber steht BORN IN FLAMES im Kontext des frühen Rape-Revenge-Films. ICH SPUCK AUF DEIN GRAB (Meir Zarchi, 1981) und DIE FRAU MIT DER .45ER MAGNUM (Abel Ferrara, 1982) lauern um die Ecke, und die reale radikalfeministische Kampfgruppe Black Leather Beavers formierte sich in New York, um Vergewaltiger zu kastrieren: Daraus entstand wohl die Idee zu A GUN FOR JENNIFER (Todd Morris, 1996). Von Ferne (1969) grüßte noch Valerie Solanas' "Manifest der Gesellschaft zur Vernichtung der Männer"...

Zugleich ist BORN IN FLAMES ein Dokument der aufstrebenden Frauenbewegung der späten 1970er Jahre, bevor sie in den USA unheilige Allianzen mit den Ultrarechten einging und mit Andrea Dworkin Sexfeindlichkeit und Männerhass intellektualisierte. Doch das war später. Lizzie Bordens wilder Propagandafilm atmet den Geist des Punk, ist voller mitreißender Riot-Girl-Auftritte und dürfte eine heutige Mittelstandfeministin eher verstören. BORN IN FLAMES musste gemacht werden. Und es ist gut, dass er nun auch in Deutschland vorliegt, in rauhem 4:3 Vollbild, mit Originalton und deutschen Untertiteln - anders wäre es undenkbar. Der beigefügte Kurzfilm JO FM (2006) ist zwar nicht von Borden, passt aber thematisch. WORKING GIRLS wäre der schönere Bonus gewesen...

Fazit: Kämpferisch, wild und special interest.

Marcus Stiglegger