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Awen
Awen
(Eigenproduktion) CD-R, 6 Tracks
Awen sind ein archtypisches Projekt der NeoFolk-Szene.
Das ist in erster Linie kein Kompliment. Sie organisieren ihre Musik getreu
den vorgegeben Schemata: Ein wenig Ritual und Ambient, ein wenig simple
Klampfen, monotone Trommeln, eine tiefe Männerstimme, spärlich
eingesetzter, oft schiefer, weiblicher Gesang. Alles mit einem großen
mystischen Behang und natürlich mit Runen – der Kontext ist
aber irgendwie beliebig, genau wie die Musik. Warum Runen, welche Kraft
die Musiker daraus schöpfen wird nicht ersichtlich, auf der Website
schwärmt man lieber von der eigenen DNA, die angeblich aus dem keltischen
und nordischen Raum stamme – das zwingt geradezu, die Akustikgitare
in die Hand zu nehmen und europäischen Bands nachzueifern. Man erfreut
sich am größzügigen Gestalten des Covers mit Symbolen,
die besonders in Deutschland anstößig, provokant wirken könnten
– würden Awen über den kleinen Kreis des NeoFolks hinaus
überhaupt Beachtung finden. Insgesamt ist die Formation schon an
diesem Punkt unsympathisch, sie scheint sich nur aus Schauwerten für
die Szene zu interessieren. Dabei sind die Amerikaner beileibe nicht schlecht
in diesem Sinne, sie sind aber auch einfach zu uninteressant, um innerhalb
der Szene mehr als einen hartgesottenen Fankreis anzusprechen –
die starke Limitierung des Tonträger spricht da Bände. Musikalisch
scheinen die Landsmänner von Luftwaffe einen Eindruck bei Awen hinterlassen
zu haben, etwas Waldteufel läßt sich hier finden, doch wo Markus
Wolff sein deutsch pflegt und versucht unbekannten Dichtern Raum einzuräumen,
bleiben Awen in einem grotesken und holprigen Satz wie „Always in
my thoughts – mein kleiner Edelweiss“ stecken – deutsch
ist in amerikanischen NeoFolk-Kreisen offensichtlich schick, vielleicht
auch wegen politischer Konnotationen, die ich nicht unterstellen möchte.
Tief der männliche Gesang, Laibach als großes Vorbild, aufgesetzt
wirkt er aber, künstlich, analog etwa zu Hekate, verfehlt jede martialische,
archaische Wirkung. Awen machen zudem einen weiteren Fehler, sie veröffentlichen
ihr Erstlingswerk auf CD-R – ein Medium, dessen Halbwertszeit noch
unterhalb der einer Modezeitschrift liegt, der physikalische Tonträger
wird also spätestens in ein paar Monaten Schwierigkeiten machen.
So bleibt ein Werk, das lediglich Puristen ansprechen wird – sollten
sie noch ein Exemplar ergattern können.
Martin Kreischer
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