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Ash Pool
for which he plies the lash
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Label: Hospital Productions
Format: Vinyl, CD
Veröffentlichung: 2010
Mit „for which he plies the lash“ präsentiert
das New Yorker Black Metal Duett Ash Pool bereits sein zweites Album.
Neben dem eher unbekannten Kris Lapke am Schlagzeug ist Gitarrist und
Sänger Dominick Fernow hervorzuheben, der sich bereits mit zahllosen
anderen Projekten einen Namen gemacht hat (Prurient, Vegas Martyrs, Cold
Cave). Veröffentlicht wurde das Album auf Fernows eigenem Label Hospital
Productions, das sich im Bereich Experimental, Noise und verwandten extremen
Spielarten seine eigene Nische geschaffen hat. Mit Ash Pools „for
which...“ liegt nun nicht nur für das Label, sondern auch in
Bezug auf Fernows eigenes Schaffen eine fast konventionelle Scheibe vor.
Klassische Songstrukturen, wie melodische Einschübe, ermöglichen
einen fast leichten Zugang – ein Eindruck, der wie sich noch herausstellen
sollte, jedoch täuscht. Musikalisch bewegt sich das Duo im Genre-Geflecht
des Black Metal und variiert zwischen Hochgeschwindigkeits-Double Bass
Strukturen und stoisch wirkenden Mid-Tempo Passagen.
Beim ersten Hören fällt vor allem die, für
Black Metal nicht untypische, extrem blecherne und rauschende Akustik
auf, die alle Acht Stücke dominiert und den Tenor des Albums bestimmt.
Die dadurch entstehende Lo-fi Atmosphäre wird an einigen Stellen
noch durch vereinzelt eingeworfene Noise-Fetzen unterstützen, die
ebenso Teil der Komposition wie Produkt von Aufnahme Übersteuerung
sein könnten. Nach einem kurzen Intro beginnen Ash Pool mit „Holocaust
Temple“ ihr erstes Stück direkt mit maximaler Intensität:
Ein Schlagzeug Blast-Beat trifft auf eine zur Unkenntlichkeit verzerrte
Gitarre und verzweifelte Schreie. Diese werden dann durch hymnisch überhöhte
Melodieeinwürfe konterkariert, die jedoch mehr dazu beitragen die
Brüchigkeit und Radikalität des Albums zu betonen, als sie zu
brechen. Insgesamt überwiegt der aggressive Charakter der Stücke,
die in ihrer brutalen Stoik einen trostlosen und bedrückenden Eindruck
hinterlassen.
Die Thematik von „for which he plies the lash“
ist durch Ash Pools Obsession vom Holocaust des Dritten Reichs geprägt,
die sich schon im Namen der Band niederschlägt. Dieser leitet sich
von den an die Krematorien angeschlossenen Asche-Plätzen ab. Es muss
jedoch klar geäußert werden, dass Ash Pool nicht in der Klasse
der nationalsozialistischen Black Metal Szene zu verorten sind. Ihr Umgang
mit diesem Phänomen konzentriert sich auf die Opferperspektive und
arbeitet sich an den Gräuel und dem Leid ab. Eine Glorifizierung
findet an keiner Stelle statt. Die Opfer-Thematik wird auch im Artwork
weiterverfolgt: So zeigt das Cover zu einem Kreis collagierte Beine, deren
Füße mit Nägeln durchschlagen wurden und so direkt auf
die christliche Passionsgeschichte verweisen. Der Kreis als klassisches
Unendlichkeits-Symbol lässt hierbei unterschiedliche Interpretation,
scheint aber auf das nicht mehr zu steigernde Leid hinzuweisen.
Mit „for which he plies the lash“ haben
Ash Pool ein ausgesprochen gelungenes Werk vorgelegt, das vor allem durch
seine stimmige Gestaltung in Sound-Design und Artwork glänzt. Die
Vinylversion des Albums ist mit einem Poster ausgestattet, auf dessen
Rückseite die Texte abgedruckt sind. Die dröhnende und monotone
Klang-Atmosphäre lässt keinen Platz für erhellte Momente
und kreiert einen Raum akustischer Trostlosigkeit. Auch der Mut zur Annäherung
an eine extrem schwierige Thematik, und deren angemessene und künstlerische
Bearbeitung, muss hervorgehoben werden. Ein interessantes Werk der amerikanischen
Untergrund-Musikszene, dass das gewohnt hohe Niveau der Hospital Prod.
Veröffentlichungen erfüllt und eine weitere Facette von Dominick
Fernows künstlerischer Bandbreite demonstriert.
Patrick Kilian
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