Antares – Studien der Liebe

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Medienanzahl: 1
Laufzeit: ca. 115 Min
Regionalcode 2
Vertrieb: EuroVideo – KinoKontrovers
Ton:
Deutsch (DTS 6.1 Surround)
Deutsch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bildformat: 1,85:1 / 16:9 Anamorphic Widescreen
Bonusmaterial:
Making of ANTARES (22 Min.)
Original-Kinotrailer
Booklet mit Essay zum Film

Alex (Andreas Kiendl mit Koteletten und Schnauzbart) gibt eine Bestellung auf: „Ich hätt' gern eine Pizza Capricciosa bitte und eine Dell'Amore”, beendet das Gespräch und wendet sich wieder Nicole zu (Martina Zinner) – seiner Lebensgefährtin, wenn es ganz nach ihm ginge – und seiner Ex-Lebensgefährtin, wenn es ganz nach ihr ginge, die an einen Stuhl gefesselt, mit Knebel im Mund und Tränen in den Augen nur noch hoffen kann, dass sie den Abend unbeschadet übersteht.

In dieser merkwürdigen Situation aus „Antares – Studien der Liebe” (2004) vermag Götz Spielmann die Ergebnisse seiner Liebesstudien gewissermaßen auf den Punkt zu bringen: Nämlich, dass es keine eindeutigen Ergebnisse gibt, wenn man „indirekt”, so Spielmann, von der Liebe erzählt. Nur im Miterleben der Ereignisse, nur während des filmischen Mäanderns wird klar, dass „el amor” nichts als „capriccioso” ist, das ist italienisch und heißt „launisch” oder „unberechenbar”.

„Antares” spricht die mittlerweile markante Filmsprache des jüngsten österreichischen Autorenkinos, formuliert mit Vorzug unzerschnittene Tableaus, gerade um die Kamera in den richtigen Momenten nun doch in Bewegung zu setzen oder auch den Vorgang zu einer Ellipse abzuschneiden. „Antares” erzählt kühl, ehrlich und mutig von der nichtromantischen Liebe und zeigt unverblümt naturalistischen Sex, ohne jedoch an pornografisches Ausbeuten zu verfallen. Wir dürfen drei Geschichten verfolgen, die unter dem Zeichen eines gewissen „Sozialrealismus” besonders authentisch, ja quasi-dokumentarisch erscheinen. Und sie wirken, wenngleich erzählerisch miteinander verwoben, in ihrer Konstellation rein zufällig, wie Stichproben ausgewählt, denn ihre Knotenpunkte sind – bis auf mindestens einen – ebenso zufällig und im Alltag, auf dem Spaziergang oder im Supermarkt nur flüchtig geknüpft. Drei Beziehungen, offenbar irgendwo zwischen Gescheitert und Scheiternd anzusiedeln, spiegeln und beleuchten sich gegenseitig und fahren trotz Verschiedenheiten einen gemeinsamen Kurs: Die Liebe soll, so Spielmann im Making-of, als „Grundenergie”, als „Grundsehnsucht des Menschen” begriffen sein, die je nach Einzelfall die absonderlichsten Formen annimmt. Spielmann will ausmachen, „was diese Kraft aus Beziehungen, aus Menschen macht” – kein dezidiert soziografischer Film also, sondern einer, der wie ein Anthropologe nach der Liebe als menschlicher Konstante fragt und dabei auf drei Aspekte oder, so Spielmann, „Konsequenzen” stößt: 1. „Körperliche Leidenschaft, Sex”; 2. „Eifersucht”; 3. das „Umschlagen der Liebe in Gewalt und Hass”.

Ein Film wie geschaffen für „KinoKontrovers” und dementsprechend liebevoll fällt auch seine dortige Behandlung aus: Im Case aus hochwertigem Karton mit dem neuen, nicht mehr rot, sondern weiß dominierten Design (welches das FSK-Logo ausnahmsweise einmal klug integriert) findet sich auch ein Booklet. Darin sind ein Interview mit Götz Spielmann und ein Essay von Marcus Stiglegger abgedruckt, in dem die Entwicklung des neuen österreichischen „Schlechtfühlkinos” nachgezeichnet und Spielmann in die Riege von Haneke bis Seidl eingeordnet wird. Auf der DVD sind außerdem der Kino-Trailer und ein dokumentarisches (also kein retrospektives oder rhetorisch werbendes) Making-of enthalten, welches die Dreharbeiten kommentarlos portraitiert und eine Vorstellung von Spielmanns Umgang mit den Darstellern vermittelt. Hier kann „Antares” auch als virtuoser Schauspielerfilm entdeckt werden.

„KinoKontrovers” ist eine weitere, mehr als ansprechende Veröffentlichung gelungen. Der Film kann nicht nur jedem Freund der geschickt gedrehten Tabu-Brecher aus Österreich und nicht nur jedem Sammler der Reihe empfohlen werden, sondern auch jedem Filmkenner und/oder -neugierigen.

Marcel Barion