Angizia

Ein Toter fährt gerne Ringelspiel

(Medium Theater) CD 24 Tracks / 75:49 Minuten

Mut zur Eigenwilligkeit. Schon lange hat sich die Formation Angizia von den einstigen Wurzeln des Gothic Metal gelöst, hat sich musikalisch befreit. Gänzlich ohne subkulturelle Zugehörigkeit wird es zwar schwierig, ein Publikum zu finden, doch macht genau dieser Umstand Angizia einzigartig. Inzwischen hat sich der Klang also gewandelt, die Musik ist mehr in einer folkloristischen Tradition verhaftet ohne jedoch den gleichmäßig, selbstgefälligen Ton der modernen Folk-Formationen aufzugreifen. Das morbide Musiktheater auf "Ein Toter fährt gerne Ringelspiel" nimmt seine Einflüsse sowohl aus Klassik, Jazz und sogar Black Metal (Sänger Jochen Stock, der das Rezitativ spricht, ist in der Formation Dornenreich tätig und schlägt mit seiner lauernden Stimme die Brücke zum Extremen Metal), nimmt aber all das homogen in eine eigene Variante des Grand Gauginol auf. Neben einigen Poe-Motiven und einer allgemeinen Gothic-Novel-Stimmung lebt das "entrische Friedhofsstück" von seinem schwarzen Humor, von seiner eigentümlichen, knochenrasselnden Stimmung. Nicht immer ist dem Libretto leicht zu folgen, Autor und Kopf Michael Haas zeichnet eher Atmosphäre denn Handlung, die expressiven Bilder wiegen mehr als ein durchgängiger Plot. Totentheatermusik für den Tanz auf Gräbern. Infos: www.angizia.com

Martin Kreischer