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ALLEIN
3,5 / 5 Sterne
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Anbieter: Sunfilm DVD
Regie: Thomas Durchschlag
Darsteller: Lavinia Wilson Maximilian Brückner Richy Müller
Victoria Mayer In weiteren Rollen Tobias van Dieken, Holger Kunkel, Peter
Fieseler, Daniel Drewes
Land / Jahr: Deutschland / 2005
Laufzeit: 88 Minuten
FSK: ab 12 Jahren
Bonus: Interviews mit Regisseur und Darstellerin, Interview mit einem
Facharzt, Trailer
Auf den ersten Blick könnte man ALLEIn für ein
krankheitsorientiertes Psychodrama der Art von DAS WEISSE RAUSCHEN halten:
das Porträt einer Frau, die unter Zügen eines Borderlinesyndroms
leidet, vereinsamt und zur Autoaggression neigt: Die junge Studentin Maria
(Lavinia Wilson) führt ein Leben, das geprägt ist von der Sucht
nach Nähe, von Exzessen mit Sex, Tabletten, Alkohol und dem Hang
zur Selbstzerstörung. Ihr größter Feind ist das Alleinsein,
das sie in der Affäre zum älteren Wolfgang (Richy Müller)
und zahlreichen One-Night-Stands zu vermeiden sucht. Eines Tages lernt
sie Jan (Maximilian Brückner), einen jungen Studenten, kennen und
spürt, dass das diese Beziehung eine andere ist als die bisher erlebten.
Aus dem Wunsch heraus, ihre instabile Lebensweise vor ihm zu verbergen,
verschweigt sie ihm ihr Innerstes. Als er einige Tage verreist, fällt
sie in gewohnte Bahnen zurück, was sie ihm gesteht und so sein Vertrauen
auf eine harte Probe stellt. Doch er hält an ihr fest, selbst, als
es nachst fast zur katastrophe kommt.
Zweifellos: Regisseur Durchschlag findet eindrucksvolle
Bilder für die Isolation seiner Protagonistin, vor allem, wenn sie
sich an einem graffiti-bemalten Denkmal oberhalb der Stadt zurückzieht.
Vor allem die nächtliche 'Amokfahrt' mit einem geklauten Taxi entwickelt
visuelle Prägnanz. - Auch die DVD kann von der Aufmachung her überzeugen,
das Bonusmaterial ist interessant und ergibig - mit einigen kleinen Nachteilen:
Die Tonmischung des Hauptfilms weist massive Kontraste zwischen Musik
und Dialog auf, was gelegentlich zum Nachregeln zwingt. Das Interview
mit dem psychologisch geschulten Facharzt betont, das die junge Frau im
Film im Grunde nur Züge der besagten Borderline-Krankheit aufweist,
nicht das volle Krankheitsbild. Eher kontraporduktiv ist zudem das Interview
mit Hauptdarstellerin Lavinia Wilson, die sich betont studentisch-cool
gibt, offen zugibt, dass sie mit dem Gefühlsleben von Maria eigentlich
selbst nichts anfangen konnte, das Drehbuch zunächst nicht verstanden
hätte - bis sie sich dann im Internet kundig gemacht habe. Es ist
schwierig, den Film danach vorbehaltlos zu sehen. Im Grunde erscheint
Maria aus anderer Perspektive als eine zickige, launische Zeitgenossin,
bei der ein Krankheitscharakter nur schwer zu identifizieren ist. Letztlich
ist Maria hier nämlich nicht 'allein', hat sie doch eine treusorgende
Freundin, und sogar einen Freund, der sie liebt... Ein zwiespältiges
Modell also, das ALLEIN hier entfaltet - daher sollte man den Film als
Beitrag zum Thema Borderline nicht allzu ernst nehmen...
Ivan Kostor
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