Achteinhalb / Special Edition (2er Digipak) 5 / 5 Sterne
BESTELLEN David Bordwell begründete einmal in einem privaten Gespräch, warum er Fellini nicht sehr schätze: "He makes you feel so Italian..." Das mag stimmen, und ist vermutlich exakt das, was ihm seit den 1950er Jahren so unzählige Fans bescherte. Bislang konnte man ACHTEINHALB, Fellinis selbstreflexives Hauptwerk, auf einer hervorragend ausgestatteten Doppel-DVD von Criterion (USA) bestaunen. Es wurde also zur Herausforderung, dieser Edition eine angemessene deutsche Varauinte an die Seite zu stellen... In Fellinis visionärer Selbstbespiegelung gerät Regisseur Guido Anselmi (Marcello Mastroianni) sowohl privat als auch künstlerisch in eine verheerende Krise. Genervt von Produzenten, Ehefrau und Geliebter sucht er verzweifelt nach neuer Inspiration für seinen neuen Film, dessen Drehbeginn er immer wieder verschiebt, obwohl die monumentalen Bauten bereits errichtet sind. Als er seine Kindheit, seine Beziehungen zu Frauen und sein Verhältnis zur Kunst und die Missstände in der Filmbranche reflektiert, kommen seine Ängste und verdrängten Komplexe aus dem Unterbewusstsein ans Licht. Traum und Wirklichkeit beginnen zur verschwimmen, und langsam wird klar, dass genau dieser Umstand der beste Stoff für ein neues Werk abgäbe... Das mit zwei Academy Awards prämierte Werk erscheint bei Kinowelt/Arthaus als liebevoll gestaltete Special Edition im edlen Digipak und präsentiert als besonderes Extra den Bonusfilm „Die letzte Sequenz“, der u.a. unveröffentlichte Werkfotos und Tondokumente Fellinis von den Dreharbeiten zu ACHTEINHALB enthält und verrät, warum der Regisseur das Ende des Films änderte. Das ist zweifellos ein spannendes Extra, und ergänzt sich gut mit dem Booklet und der gelungenen deutschen Synchronsisation. Die Bildqualität ist gestochen scharf und angemessen kontrastreich. Wer also diesen Film noch nicht besitzt, sollte ihn sich unbedingt in dieser Version zulegen. Kostspieliger und weniger schön gestaltet ist die Criterion-Edition, die jedoch einen Kommentar von Gideon Bachmann hat, ein Booklet mit zahlreichen Essays (22Seiten), eine Einführung von Terry Gilliam, der den Einfluss des Films auf 12 MONKEYS beschreibt, sowie Dokumentarfilme über Nino Rota (48 Min.) und Fellini (A DIRECTOR'S NOTEBOOK, 52 Min.). So muss man zu dem unerwarteten Schluss kommen, dass der echte Fellini-Fan und Cinephile vermutlich beide Versionen sein Eigen nennen sollte (mir ging es nicht anders). Marcus Stiglegger |
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