Les Sentiers Conflictuels & Andrew King

1888

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(Athanor 2006) CD 12 Tracks

Nachdem das französische Label Athanor mit den beiden :Golgatha:-Alben 'Kydos' und 'Seven Pillars' erstaunlich eingängige Sphären bedient hatte, erschien die Veröffentlichung von 1888 von Les Sentirs conflictuels und dem britischen Barden Andrew King wie der Schritt zurück in die Gefilde der rein ambient Musik. Doch die Bezüge sind frappierend: Schon die Lawrence-of-Arabia-Adaption 'Seven Pillars' konnte als Hörspiel-Variante rezipiert werde, und 1888 macht aus dieser medialen Mischform von Musik, Atmosphäre und Vocals keinen Hehl mehr.

Hier haben wir die zeitgenösisch liebevoll rekonstruierte Vision eines von den Jack the Ripper-Morden bepagten Londons des späten 19. Jahrhunderts. Historical Ambient nennt man das wohl. Straßengeräusche, neoklassische Passagen und zeitgenössische Wachszylinderaufnahmen werden belegt mit unheimlichen, leicht verfremdeten Spracheinspielungen, in denen King in britischem Englisch jene Briefe verliest, die Scotland Yard einst scheinbar aus Hand des Killers erreichten. Darüber existieren viele widersprüchliche Theorien, doch wichtiger ist für diesen Tonträger - ähnlich wie der Mythos Lawrence für :Golgatha:s 'Seven Pillars' - die Textebene als assoziative Basis, auf der sich ein sinnliches Zeitpanorama entfaltet. Die Atmosphäre des nebligen Londoner Distrikts Whitechapel wird frappierend spürbar. Zusammen mit der sorgfältigen Covergestaltung erwartet uns hier ein beklemmendes Erlebnis, keine leicht Kost, aber aufregend und mehrfach reizvoll.

Athanor hat mit 'Seven Pillars' und '1888' eine neue Tendenz erschlossen, die düstere Ambientklänge endgültig zum assozitiven Soundtrack werden lässt und einen aufmerksamen Zuhörer fordert.

Ivan Kostor