Der Mythos vom zivilisierten Menschen

Ein Gespräch mit der Apocalyptic-Folk-Band MARS in drei Akten

(c) 2016 MARS Photo by Nadine D.

Einführung

Als Marcus S., vormals :Golgatha:, und Oliver F. 2011 MARS initiierten, konnten sie wohl kaum erahnen, wohin ihre künstlerische Reise sie führen würde: Beginnend mit recht klassischem Neofolk eröffneten MARS früh, zu Beginn vorwiegend textlich und in der ästhetischen Präsentation, neue Themenfelder, die sie abseits altgedienter Szeneklischees verorteten. In der auf das Debut „Sons Of Cain“ folgenden Vinyl-EP „Sacrifice“ kleideten MARS diesen Mut dann erstmals auch in ein musikalisches Gewand, das sich auf dem zweiten Album „Blood Is The Food Of The Gods“ noch weiterentwickeln sollte und das sich alles in allem wesentlich experimenteller und offener gegenüber anderen Genres gibt.

Die musikalische, ästhetische und narrative Evolution von MARS zeigt exemplarisch jenen Zwiespalt, in dem sich die Szene des apokalyptischen Folk seit Jahren befindet: Einerseits die zur eigenen Karikatur verkommene Ästhetik und musikalische Instrumentierung, die Innovation und Eigenständig zumeist im Keim erstickt und dergestalt jede zweite Band wie „Death In June“ auf dem „Whats Ends When The Symbols Shatter?“ Album klingen lässt. Andererseits diese Art von Sound und musikalischer Präsenz, wie sie in den USA in den letzten Jahren von Bands wie „King Dude“, „Cult Of Youth“ oder „Chelsea Wolfe“ erprobt wurde und die letztlich eines in den Apokalyptic Folk reintegrierte: Punk.

Dass diese Reise von MARS gerade erst begonnen hat, beweisen nicht nur die letzten Veröffentlichungen, sondern gerade auch das zum Teil drastisch mit den unterschiedlichsten Erzählungen, Bezugnahmen und Quellen überladene Universum, das MARS seit ihrem Bestehen kreiert haben.

Dieses Interview soll nun der Versuch sein, den Weg dieser Entwicklungen nochmals mit MARS in drei Akten zu beschreiten: Eine Rückschau auf Musik, Narrationen und letztlich auch der Versuch zu fassen, wohin diese Reise gehen könnte.

(c) 2016 MARS Photo by Nadine D.

1. Musik & Ästhetik

Seit ihrer Gründung haben es MARS bislang auf zwei Alben, eine Vinyl-EP, ein Live-Album und einige kleinere Auskoppelungen via Bandcamp gebracht. MARS, eure Debut-EP „Sons Of Cain“ dominiert noch sehr ein starkes Neofolk-Klanggewand. Auf eurer Vinyl „Sacrifice“ sind dann schon wesentlich stärker experimentelle Klänge zu hören, die in eurem zweiten Album „Blood Is The Foods Of The Gods“ unverkennbar euren Sound prägen und ihm auch erstmalig eine unverwechselbare Note geben. Jedoch sind bei dieser Veröffentlichung auch Klänge und Soundstrukturen zu hören, die doch sehr an den neuen amerikanischen Apocalyptic Folk, wie ihn „King Dude“, „Cult Of Youth“ und zu Teilen „Chelsea Wolfe“ zelebrieren. Wie kam es zu dieser mäandernden Reise?

Marcus: MARS versteht sich nicht als Neofolk-Band, obwohl klangliche Ähnlichkeiten bestehen. Das Denken von MARS ist apokalyptisch, zyklisch und mythisch orientiert. Die Bezeichnung Apocalyptic Pagan Folk, die wir zu Beginn wählten, trifft diesen Kontext sehr gut: Es ging uns immer um einen sehr rituellen, primär akustischen Zugang zur Musik, um an eine archaische
Spiritualität zu appellieren. Wie die Rhythmen und Gesänge des Schamanen fungiert unsere Musik als Medium zwischen der Welt dieser primordialen Energien und der Moderne. MARS ist ausgespannt zwischen Mythos und Moderne, wir leben diese Dialektik künstlerisch und aktiv.

Oliver: Auf „Sons if Cain“ war es tatsächlich so, dass die musikalische Inspiration vor allem aus diesen Themen entstand. Zusätzlich orientieren wir uns an Künstlern die eher im amerikanischen Folk und Americana beheimatet sind. Bei dem Song „The Road“ wird eher eine Mythologie der frühen Biker Clubs und Kriegsveteranen thematisiert – „The road it heals“. Auf „Blood is the Food Of The Gods“ wird die spirituelle Komponente, die uns auch privat prägt, viel deutlicher und intensiver. Ich bin froh, dass das beim Hören offenbar wird.

Ihr bezeichnet euch selbst als „Apocalyptic Folk“. Trotzdem seid ihr, gerade zu Beginn eures Schaffens, stark sowohl vom Sound als auch von euren Auftritten her in einem Feld unterwegs gewesen, das durchaus als „Neofolk-Szene“ bezeichnet werden. Was bedeutet „Apocalyptic“ für euch? Und ist dieser Fokus auf das Apokalyptische auch der Versuch sich von den klanglich und ästhetisch doch sehr festgefahrenen Mustern des „Neofolk“ zu emanzipieren?

Marcus: Meine persönliche Weltsicht ist extrem düster und apokalypisch. Das war schon immer so. Mich interessierten die finsteren Aspekte der Kultur, ich habe schon meine Kindheit als dunkel und beklemmend empfunden. Die gegenwärtigen Ereignisse haben daran nichts verändert. Unsere Musik mit MARS ist der direkte Ausdruck dieser Empfindungen und Gedanken. Den Begriff „Apocalyptic Folk“ gab es vor „Neofolk“ für die britischen Bands des World Serpent Labels. Das ist eine Tradition, die mir sehr gut gefällt, in der ich mich selbst eher sehe als bei den aktuellen Bands, die man als „Neofolk“ bezeichnet. Bei Bands wie Coil und Current 93 spielten okkulte und apokalyptische Aspekte eine erheblich größere Rolle als ein Weinen um den Verlust einer illusorischen kulturellen Identität, wie sie heute verbreitet ist. MARS ist Teil des mythischen Zyklus’, ist aurale Mythologie.

Oliver: Ich kann mich Marcus hier nur anschließen. Die Abgrenzung, auch wenn musikalisch sicherlich teils Einflüsse bestehen und bestanden, war uns wichtig, da das Genre „Neofolk“ zu eng und zu besetzt schien – für uns, unsere Weltsicht und unsere Idee von der Musik, die MARS kreiert. Dass wir die Grenzen der Musik, wie sie auf „Sons of Cain“ zu hören ist, bald sprengen werden, wurde uns mit jeder weiteren gemeinsamen Probe klar – bei uns ist die „Probe“ immer ein wichtiger Teil des kreativen Prozesses, in dem Ideen reifen, gefeilt und konkretisiert werden.

Eure ersten Veröffentlichungen sind stark von akustischer Instrumentierung geprägt. Auf „Sacrifice“ erstmals elektronische Klänge. Letztes Jahr habt ihr in London ein Live-Set gespielt, dass verstärkt auf eine elektronische Gitarre setzte. Was bedeutet dieser Wechsel für euch, gehe ich doch davon aus, dass es sich hierbei nicht allein um eine ästhetische Entscheidung handelt?

Oliver: Mein Zugang bei den Kompositionen ist ein sehr offener. Unsere Musik soll bedrängend und fordernd sein. Das ist mir nicht nur auf den Aufnahmen, sondern auch live sehr wichtig. Wer uns sieht weiß, dass was wir das, was wir machen, ernst meinen. Die E-Gitarre liefert einen Druck und eine Bestimmtheit, die mit der Akustikgitarre nicht immer erreicht werden kann.

Marcus: Musikalisch nutzen wir alle Klänge, die eine primordiale und archaische Qualität aufweisen. Das reicht vom radikalen Purismus der ersten Stücke, die minimalistischster Akustikgitarrenfolk waren, bis zu den vom extremen Metal inspirierten Ritualtracks wie „Invocation“ auf der „Sacrifice e.p.“. Dabei kommt die Elektrizität als Energie hinzu. Live streben wir aber weiterhin nach diesem Organischen und Ursprünglichen – Stimme, Rhythmus, Gitarre. Die Texte channeln diese Idee assoziativ, bleiben aber weniger reflexiv als direkt und konfrontativ. Das reicht von schmerzhafter Melancholie bis zur kalten Aggression. Auf diese sehr indirekte Weise hat das sehr viel mit unserer Gegenwart zu tun. MARS strebt daher nicht zur Innovation. Es ist uns egal ob einige Elemente hier nach diesem oder jenem Einfluss klingen, es ist nicht das Ziel mit einschmeichelnden Melodien oder Mitschunkelrefrains oberflächlich zu punkten. Von daher ist unsere Musik weder Pop noch Rock’n’Roll. Es freut uns, wenn man unsere Stücke auf dem Dancefloor spielt, denn man soll sie ja laut hören und gerne dazu tanzen. Aber ebenso kann man sie in vertrautem Ambiente erleben, intim und rituell. Spielen werden wir unsere Lieder ohnehin. Unsere Erfahrung mit Publikumsreaktionen und Rückmeldungen hat uns gelehrt, dass wir Leute aus den nterschiedlichsten Kontexten ansprechen. Das reicht von Gothic, Doom Metal über Americana, Neofolk und Darkambient bis hin zu Sludge und Crustpunk. Manche kommen aus heidnischem Hintergrund, andere aus anarchistischen Impulsen heraus. Am Ende geht es wohl um die Energie, die hier fluktuiert – zwischen Musik und Publikum. Unsere Musik als apokalyptische Ritualmusik zu begreifen, ist vermutlich der beste Zugang.

(c) 2016 MARS Photo by Marcus S., Layout Nadine D.

2. Mythen & Narrationen

Wenn auch der Mythos und die „dünne rote Linie“ zwischen unbändiger Natur und Zivilisation einen Fixstern zu bilden scheinen, so ist die Bilderwelt von MARS vielfach aus den unterschiedlichsten Bezugsquellen und Inspirationen genährt. Frühe europäische Religionen treffen auf Dichter der Moderne wie den umstrittenen Japaner Yukio Mishima oder den großen Dichter des amerikanischen Verfalls Cormac Mac Carthy. Germanische und heidnische Elemente kollidieren mit Mithras-Cult und blutiger Barbarei: Die schmale Grenze zwischen Natur, Zivilisation und dem Mythos, der sein Sein, scheinbar dialektisch, zwischen diesen Formationen entfaltet. Glaubt ihr, dass Kunst zu der Diskursivität dieser Verhältnisse als auch zum basalen Wesen des Mythos selbst, einen, vielleicht sogar besseren, Zugang schaffen kann, als es zum Beispiel die Wissenschaft kann?

Marcus: Analog zu dem Ethnologen Hans-Peter Duerr vertraue ich nicht auf den Prozess der Zivilisation, den Norbert Elias konstatiert. Die Grenze zwischen Wildheit und Zivilisation ist dünn und nur mit einer kultivierten Maske kaschiert. Definitiv sehe ich das Verhältnis zwischen Mythos und Moderne in diesem Sinne dialektisch. Ohne den Mythos wäre die Moderne nie entstanden und umgekehrt bereitet sie Raum für die Arbeit am und Transformationen des Mythos’. In Form der Kunst kann man diese Dialektik leben, kann man den Transformationsprozess aktiv steuern. Das ist ungeheuer faszinierend, vor allem, wenn man sich sonst wissenschaftlich damit auseinandersetzt.

Oliver: Genau, das ist der Punkt. Unsere Lebenswirklichkeit ist für viele eine „heile Welt“, in der die größten Probleme darin bestehen, welches Auto angeschafft wird und wohin es als nächstes in den Urlaub geht. Dass wir in unserer Zeit aber einen langen zivilisatorischen Weg hinter uns haben, der uns aus dem Dunkel fast permanenter Kriege in Europa herausgeführt hat, vergessen viele und wissen es auch oft gar nicht. Dieser einmalige Zustand wird mit fortschreitender Zeit immer fragiler.

Natur ist Barbarei. Ihr verweist selbst auf diesen Aspekt: Zum Beispiel mit der blutverschmierten Priesterin auf dem Cover eures zweiten Albums oder dem Song „Mobilis In Mobile“, der sich der Gewalt des Meeres widmet. Auch eure Hommage an Cormac McCarthys „The Blood Meridian“ würde ich dieser Lesart zuordnen. Warum spielt MARS mit diesen krassen Bildern und Narrationen des zivilisatorischen Bruchs? Ist eben diese künstlerische Auseinandersetzung vielleicht auch Modus eines kathartischen Theaters?

Marcus: Ja, das kann man durchaus kathartisch sehen. Es handelt sich nicht um eine simple Affirmation, sondern um ein Abarbeiten an der Ambivalenz dieser Phänomene. Wir leben ein modernes Leben und klammern uns an archaische Spiritualität. Wie die Aufklärung den Mythos in Frage stellt, muss die Spiritualität die Aufklärung immer wieder herausfordern. Darum geht es bei MARS: Diesen zyklischen Prozess einer ständigen Herausforderung.

Der Mythos und die Erfahrung des Mythischen erscheinen bei euch immer als eine sehr individuelle Erfahrung. Nichts, was Kollektive in ihrer Gemeinschaft konstituiert. Ist dieser radikal individualistische Zugang auch ein Modus, um euch von der Vereinnahmung durch neuheidnische Gruppen zu schützen oder obliegt diesem Zugang ein wesentlich basaleres Konzept?

Marcus: Der Name MARS basiert ursprünglich auf meinem Vornamen Marcus, einem römischen Legionärsnamen, der „dem Mars geweiht“ bedeutet. Meine Eltern hatten ein Interesse an historischen Stoffen und wollten mir diese virile Energie symbolisch verleihen, denn sie wählten Alexander als Zweitnamen. Ich habe dies immer als Determination verstanden, als Disposition zu einem spirituellen Kriegertum, wie es sich auch in der Philosophie des Hagakure findet. MARS ist also zugleich ein Verweis auf diese Determination wie auch auf den Gott des Krieges selbst, der eng mit unserer kulturellen Herkunft verbunden ist: Zwischen keltischen, germanischen und römischen Einflüssen. Mars und Tyr, Odin und Jupiter – die Welt der Mythen ist in einem ständigen Fluss, in Transformation begriffen. MARS leistet eine Arbeit am Mythos, wie man sie definitiv nicht im Neofolk findet. Inhaltlich sind unsere engsten Bezüge in diesem Sinne Wardruna und Neurosis. Zu der mitunter problematischen Heimatnostalgie einiger europäischer Folkbands sehe ich bei uns keine Verbindung. Wir haben immer wieder darauf verwiesen, dass unser Bezug zu Mythen und Symbolen nichts mit dem Missbrauch derselben im 20. Jahrhundert zu tun hat. Dort ging es um die moderne Umschrift zum Zwecke totalitärer Herrschaft. Wir interessieren uns hingegen für die Wurzeln dieser Phänomene vor über 2000 Jahren. Wichtig für MARS als spirituelle Bruderschaft ist auch das Reisen und tatsächliche Erleben dieser Energien – so haben Oliver und ich 2014 eine Reise zu den Wikingerstätten in Deutschland und Dänemark unternommen, haben die Straße der Megalithkultur bereist. Unsere Tonträger erscheinen zu signifikanten Daten eines heidnischspirituellen Naturerlebens.

(c) 2016 MARS Photo by Danilo Vogt, Layout Nadine D.

3. Ausblick

Im letzten Jahr gaben MARS zwei große Versprechen: Das Konzert in London im „Slimelight“ und die zwei via Bandcamp veröffentlichten Songs: „The White Buffalo“ meets „TAAKE“ meets „King Dude“ meets „Neurosis“. Das London-Konzert war hier nur logische Konsequenz dieses Prozesses, eröffnete es MARS doch endlich die Option, diesen Mut abseits eines Publikums zu zelebrieren, das seit Jahren selbst die langweiligsten Acts als neue Innovationen preist und die 10.000 Edition der alten Götter immer wieder aufs Neue zum heiligen Gral erklärt. Sind diese neuen Songs ein Versprechen für das neue Album oder vielmehr nur ein vereinzelter Versuch neue Territorien zu bestreiten?

Oliver: Wenn man es erst einmal geschafft hat sich von dem, was vorher war und von Genre Gedanken zu lösen, eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten. Für mich ist es so, dass ich ganz frei heraus komponiere und es mich wenig kümmert, wo ein Riff oder eine Melodie zu verorten wäre. Ich möchte, dass die Musik und der Text einander ergänzen und in ihrer Aussage so noch kräftiger werden. Dabei geschieht auch, dass wir Songs schaffen, die sich stilistisch durchaus stark unterscheiden. Das ist aber ein bewusster Prozess, der wahrscheinlich auch weiterhin so geschehen wird.

Marcus: Für mich ist das ehrlich gesagt nicht so, denn beide Lieder begleiten uns schon einige Zeit. Sie passten aufgrund ihres komplexen Arrangements allerdings erst jetzt in die Reihe der Veröffentlichungen. Es freut mich aber, wenn man da eine gewisse Entschlossenheit bemerkt, denn das hat sich zweifellos herauskristallisiert: Dass wir uns absolut sicher sind, auf dem richtigen Weg zu sein und diesem bedingungslos folgen. Das nächste Album „The Seeker“ wird komplex und lang, es wird zudem einen akustischen und einen harten, rituellen Teil enthalten. Aus heutiger Sicht ist gar ein Doppelalbum möglich. So gesehen sind die erwähnten Songs zweifellos ein Versprechen, das wir zu halten beabsichtigen.

Eure Live-Auftritte waren und sind immer auch eine Art schamanistisches Ritual gewesen. Werdet ihr Live weiterhin an diesem Konzept arbeiten oder werden die nächsten MARS Shows eher dreckige Rock’n’Roll Shows?

Oliver: Die Rhythmen unserer Stücke sind weiterhin klar im rituellen Rahmen und werden trotz E-Gitarren davon nicht abweichen. Teils ist es sogar so, dass der Sound durch clean gespielte E-Gitarren einen noch reduzierteren Charakter bekommt, wogegen eine Verzerrung des Klangs einen ganz anderen Effekt erzeugt. Das finde ich als Musiker hoch interessant und genieße es, damit herumzuexperimentieren.

Marcus: Es macht zweifellos Spaß, rockig aufzutreten, doch als Rock’n’Roll wird man das nicht bezeichnen können. Obwohl wir Bands wie Motörhead zweifellos schätzen. Aus meiner Sicht waren MARS-Konzerte immer rituell und werden es weiterhin sein, so auch in Wien, wo wir eine spezielle Performance vorbereiten. Schamanismus war bereits ein treibendes Element meiner früheren Band :Golgatha:. Für mich hat sich da nicht viel geändert.

Ist dieses Loslassen von Genre-Traditionen nur unbewusste Begleiterscheinung oder das bewusste Beschreiten eines Weges mit Ziel?

Oliver: Wie gesagt, wenn dir die Loslösung von Konventionen erst einmal gelungen ist, dann bist du frei. Und alles was du siehst, alles was du hörst, was dich vielleicht inspiriert, wirkt auf einen ganz andere Weise auf deinen kreativen Prozess ein. Wir werden sehen, wohin uns diese spannende Reise noch führt.

Marcus: Ich selbst bin Mitte vierzig und habe kein Interesse mehr, mich an Genrecodes zu halten. Wir gehen grundsätzlich auf die Bühne, wie wir auch privat gekleidet sind: in Lederjacken, Jeans und Stiefeln. Das kann man antibürgerlich sehen, doch es ist einfach das, was wir sind – irgendwo zwischen den Stühlen, zwischen Sludge, Folk, Americana und Ritualmusik, zwischen Gothrocker und Wikinger. Mit Nadine haben wir eine bildende Künstlerin gefunden, die die spirituellen und schamanischen Aspekte von MARS kongenial umsetzen kann. Sie hat alle Cover nach „Sons of Cain“ gestaltet, sei es mit Gemälden oder organischen Kollagen aus Pflanzen, Knochen und anderen Fundstücken. Dabei spielen andere Bands aus dem genannten Umfeld ebenfalls keine Rolle. Nadine hat freie Hand und kommt eben mit Dingen, die uns ergänzen. Daher ist das Überschreiten der Grenzen ein Nebeneffekt, aber ich will mich nicht darüber beklagen …

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Musik von MARS:

https://mars-pagan-folk.bandcamp.com/

Jerome N. Tre